Neuer Kali-Chef läutet Personalwechsel bei K+S ein
Von Martin Dunzendorfer, FrankfurtDr. Otto Lose ist in den Vorstand des Rohstoffunternehmens K+S berufen worden. Damit wird das große Stühlerücken im Vorstand, das im Mai nächsten Jahres seinen Höhepunkt erleben wird, eingeläutet. Der 45-Jährige wird den Angaben zufolge vom 1. Januar 2017 an das Geschäft mit Kali- und Magnesiumprodukten verantworten. Dieser Bereich trug im vergangenen Geschäftsjahr mit 2,1 Mrd. Euro die Hälfte zum Konzernumsatz, aber 70 % zum operativen Ergebnis von 782 Mill. Euro bei. Sein Mandat läuft bis Ende 2019. Zweites Standbein von K+S ist die Salzproduktion; in diesem Geschäft ist der Konzern aus Kassel Weltmarktführer.Vorgänger von Lose war Dr. Andreas Radmacher. Der Manager, der im September 2013 in den Vorstand berufen worden war und von Beginn an für Kali- und Magnesiumprodukte zuständig gewesen ist, hatte mit Wirkung zum 29. Februar das Unternehmen verlassen. Sein Vertrag wäre noch bis zum 31. August dieses Jahres gelaufen. Aufsichtsrat und Radmacher hätten sich einvernehmlich darauf verständigt, das Mandat nicht zu verlängern, hieß es damals. Krisenmanagement gefragt”Mit ihm (Lose; die Red.) haben wir einen Manager mit langjähriger internationaler Erfahrung in der Führung von Unternehmen der Rohstoffindustrie für K+S gewinnen können. Wir sind davon überzeugt, dass wir mit Dr. Lose und seiner Expertise in den Bereichen Marketing, Vertrieb und Technik die Zukunft unseres Geschäftsbereiches Kali- und Magnesiumprodukte erfolgreich gestalten können”, lässt sich Dr. Ralf Bethke, Aufsichtsratsvorsitzender von K+S, in der Pressemitteilung zitieren. Dieses Vertrauen zu bestätigen wird für den neuen Kali-Chef Lose nicht leicht, denn die Kali- bzw. Kalidüngemittelindustrie steckt weltweit in der Krise. Hauptgrund sind Überkapazitäten, deren Initiierung auf die Boomjahre bis etwa 2013 zurückgeht, als Projekte angeschoben wurden, die zum Teil erst jetzt fertiggestellt werden und in Betrieb gehen.So entsteht im Auftrag von K+S im Süden Kanadas, in der Prärieprovinz Saskatchewan, “Legacy”. Dabei handelt es sich um ein Greenfield-Projekt zur Errichtung einer auf Solungsbergbau basierenden Kaliförderung. Legacy, das die durchschnittlichen Produktionskosten senken soll, ist mit 4,1 Mrd. kan. Dollar das größte Investitionsprojekt in der Unternehmensgeschichte von K+S. Bei der Budgetierung im April 2013 entsprach die Summe rund 3 Mrd. Euro, durch Wechselkursverschiebungen ist der Wert auf derzeit 2,77 Mrd. Euro gesunken.Allerdings ist es möglich, dass es aufgrund eines Unfalls, der sich Mitte Juli dort ereignet hatte – während eines Routinetests hatte sich ein Prozessbehälter aus seiner Verankerung gelöst und war zu Boden gestürzt; es entstand “erheblicher Sachschaden” -, zu einer allerdings nur leichten Anhebung des Budgets kommt, wie Finanzchef Dr. Burkhard Lohr in einer Telefonkonferenz anlässlich der Vorlage der Halbjahreszahlen andeutete. Der Konzern gehe aber nach wie vor davon aus, in Kanada die angestrebte Produktionskapazität von 2 Mill. Tonnen Ende 2017 erreichen zu können. Große Rochade im VorstandLohr (Jahrgang 1963) wird am 12. Mai nächsten Jahres die Nachfolge von Vorstandschef Norbert Steiner (Jahrgang 1954) antreten, neuer CFO wird dann Thorsten Boeckers (Jahrgang 1975), der 2012 zu K+S kam – im gleichen Jahr wie Lohr – und seither die Investor Relations leitet. Vor seiner Zeit beim nordhessischen Düngemittel- und Salzhersteller hatte Boeckers, der Karriere ohne Studium machte, viele Jahre in der Deutschen Bank und für die Deutsche Post DHL gearbeitet.Angesichts zuletzt weiter eingetrübter Marktaussichten und der Konsolidierung in der Branche – die beiden großen kanadischen Kaliproduzenten Potash Corp. of Saskatchewan und Agrium haben vor kurzem ihre Verschmelzung angekündigt -, die zu weiteren Preisrückgängen führen dürfte, steht Lose vor großen Herausforderungen. Jurist und VolkswirtLose wurde 1971 in Frankfurt geboren. Nach dem Studium der Rechtswissenschaften an den Universitäten Göttingen und Münster sowie einer Tätigkeit am Kammergericht Berlin studierte er Wirtschaftswissenschaften an der Universität Stuttgart, wo er auch promovierte.2001 nahm Lose seine berufliche Tätigkeit bei Heidelberg Cement auf. Dort verantwortete er von 2003 an als Mitgeschäftsführer einer Tochtergesellschaft neben dem kaufmännischen Bereich auch den Vertrieb und die Einführung neuer Produkte. Nach dem Erwerb dieser Tochter durch den Zement- und Baustoffhersteller Dyckerhoff übernahm Lose die Führung des Geschäfts in der Ukraine, bevor er 2009 nach Deutschland zurückkehrte und ihm als Mitglied der Geschäftsführung die Gesamtleitung des Osteuropageschäfts übertragen wurde.Nachdem die italienische Buzzi-Unicem-Gruppe, die bereits seit 2002 die Mehrheit der Anteile an Dyckerhoff hielt, ihre Beteiligung weiter ausbaute, verließ Lose Ende 2013 das Unternehmen. Seit 2014 ist der verheiratete Vater von vier Kindern Geschäftsführender Gesellschafter der Römheld & Moelle Eisengießerei.