Neuer Leifheit-Chef bleibt „unsichtbar“
Leifheit-Chef Reindler bleibt „unsichtbar“
Von Martin Dunzendorfer, Frankfurt
Leifheit hat wieder einmal einen neuen Chef. Mitte Oktober vorigen Jahres hatte der Anbieter von Haushaltsprodukten (u.a. Wäschespinnen, Standtrockner, Bügeltische, Waagen) mitgeteilt, dass Alexander Reindler (Jahrgang 1969) mit Wirkung zum 1. Dezember 2023 zum neuen Vorstandsvorsitzenden des Unternehmens bestellt wurde. Er übernahm von Stefan De Loecker, der die Aufgaben des CEO im August 2023 interimistisch übernommen hatte und nun wieder sein Mandat als stellvertretender Aufsichtsratschef wahrnimmt. Reindlers „richtiger“ Vorgänger war Henner Rinsche, der Ende Juli aus dem Unternehmen ausgeschieden war.
Eckdaten für 2023 sind bekannt
Bereits am 21. Februar hatte Leifheit Eckdaten für 2023 mitgeteilt; zu den Umsätzen gab es detaillierte Angaben, ansonsten wurden vorläufige Zahlen zum operativen Ergebnis (Ebit) und dem Free Cashflow genannt. Auch eine Prognose für 2024 wurde veröffentlicht. Damit ist die Neugier der Medienvertreter gestillt, dachte sich wohl der Vorstand unter Führung Reindlers und verzichtete darauf, zur Vorlage des Jahresabschlusses am Mittwoch (27. April) eine Bilanzpressekonferenz anzubieten – zumal es im letzten Jahr nur einen Teilnehmer gegeben hatte. Terminiert ist lediglich ein Conference Call für Analysten und Investoren.
Der Vorstand erwartet im laufenden Jahr leichtes Umsatzwachstum; allerdings wird für das erste Quartal mit leicht rückläufigen Erlösen gerechnet. Das operative Ergebnis soll 2024 zwischen 10 Mill. und 12 Mill. Euro ausfallen. Im vergangenen Jahr war der Umsatz im Vergleich zu 2022 um 2,7% auf 258,3 Mill. Euro und das Ebit auf 6,0 (2,8) Mill. Euro gesteigert worden.
Es gibt viele Gründe, wieso der Vorstand eines Small Caps unterhalb des SDax – Leifheit bringt es auf eine Marktkapitalisierung von 133 Mill. Euro – immer weniger Lust verspürt, Pressekonferenzen zu veranstalten. Doch die Entscheidung, den einzigen regelmäßigen Termin im Jahr für die Kommunikation mit Medienvertretern von vornherein zu streichen, ist zumindest fragwürdig.
Ein weitgehend Unbekannter
Der neue Leifheit-Chef ist für den Großteil der Presse ein Unbekannter. Außer den Angaben zu seinem Werdegang in der Mitteilung über seine Bestellung wissen Medienvertreter wenig über ihn. Die Bilanzpressekonferenz wäre eine gute Gelegenheit gewesen, sich Journalisten vorzustellen und diesen die Möglichkeit zu geben, sich einen Eindruck von seiner Persönlichkeit, seinem Engagement und seinem Umgang mit Stakeholdern zu verschaffen. So bleibt er quasi unsichtbar.
Einst gut besuchte Pressegespräche
„Früher war alles besser“ ist eine dumme Lüge. Doch sei daran erinnert, dass es eine Zeit gab, in der Leifheit regelmäßig zwei Pressekonferenzen pro Jahr abhielt. Und gerade die erste, in der die Umsatzzahlen des Vorjahres veröffentlicht wurden, war geschickt gelegt. Sie fand stets im Februar am Rande der weltgrößten Konsumgütermesse „Ambiente“ in Frankfurt statt und war gut besucht. Ein bis zwei Dutzend Medienvertreter, die nicht nur über die Erlöse, sondern auch über die Produktinnovationen informiert wurden, waren keine Seltenheit. Eine solche Zahl an Journalisten kommt heutzutage nicht einmal mehr zu den Jahreskonferenzen der meisten MDax-Unternehmen zusammen. Darüber hinaus wurde einige Wochen später von Leifheit zur Bilanzvorlage eingeladen, die seinerzeit ebenfalls noch viel Zuspruch fand.
Reindler hätte zumindest ausloten sollen, ob von Seiten der Presse Interesse an einer Begegnung anlässlich der Jahresbilanzvorlage besteht. Dass für diesen Mittwoch eine Analysten- und Investorenkonferenz angeboten wird, ändert daran nichts, denn der breiten Öffentlichkeit sind Informationen, die durch diese Marktexperten weitertransportiert werden, in der Regel nicht zugänglich. Reindler hat so eine Chance vertan, bei Journalisten Sympathien zu gewinnen und neues Interesse an Leifheit zu erzeugen.
Schwächephasen werden nicht toleriert
Gerade als CEO von Leifheit wäre das nützlich gewesen. Denn dieser Posten ist seit der Dienstzeit von Wolf Meyer (Vorstandschef von 1998 bis 2005) ein Schleudersitz. Einerseits, weil der Aufsichtsrat bei der Wahl des Managers immer wieder daneben greift. So wurden Hans-Georg Franke (2005 bis 2007), Georg Thaller (2009 bis Mai 2013) und Thomas Radke (2014 bis Oktober 2018) mangels Erfolgs freigestellt. Andererseits tolerieren die Großaktionäre mit ihren hohen Erwartungen keine Schwächephasen. So hatte Reindlers Vorgänger Rinsche, der von Juni 2019 bis Ende Juli 2023 Chef von Leifheit war, mit seiner ganz auf Fernsehwerbung konzentrierten Marketing- und Wachstumsstrategie anfangs großen Erfolg. Als aber weitere Zuwächse ausblieben, trennten sich die Wege von Leifheit und dem früheren Sodastream-Manager.
Wachstumsmotor anschmeißen
Nun soll also Reindler dem Markenkonzern (Leifheit, Soehnle) Auftrieb geben. Neben der Gesamtverantwortung ist er für Marketing, Vertrieb, Personal/Recht & IP sowie das Handelsmarkengeschäft der französischen Töchter Birambeau und Herby zuständig. Reindler hat sein Berufsleben bislang im Beiersdorf-Konzern verbracht. Er bringt früheren Angaben zufolge mehr als 25 Jahre internationale Erfahrung in leitenden Positionen mit. Der Manager verantwortete zuletzt seit 2019 das globale Health-Care-Geschäft (Hansaplast, Elastoplast, Curitas) von Beiersdorf.
„Unter seiner Führung gelang ein einmaliger Turnaround von einem stagnierenden Geschäft in einen Wachstumsmotor des Unternehmens (gemeint ist Beiersdorf; die Red.) mit Ausbau der Marktpositionen und hoher Profitabilität“, hieß es in der Mitteilung zu seiner Bestellung. Nicht weniger werden die Haupteigentümer von Reindlers Führung bei Leifheit erwarten.
Zwei langjährige Großaktionäre
Langjährige Großaktionäre von Leifheit sind die MKV Verwaltungs GmbH aus Grünwald bei München mit 10,03% der Anteile – MKV gehört nach früheren Angaben Manuel Knapp-Voith – und Ruthild Loh, Haiger (Mittelhessen), mit 8,26%. Zum Streubesitz zählt Leifheit u.a. die 15,42%, die von Alantra EQMC Asset Management, Madrid, gehalten werden, die 8,53%, die Gerlin Participaties Coöperatief aus den Niederlanden gehören, und die 5,02%, die sich der luxemburgischen Tochter von Mainfirst zuordnen lassen.