Neuer Mazda-Chef Marumoto vor holpriger Wegstrecke
Von Martin Fritz, TokioWenn Akira Marumoto heute das Steuer von Mazda übernimmt, dann muss der 60-jährige Japaner auf seinem weiteren Weg mit einigen Schlaglöchern rechnen: Einerseits stagniert der Absatz in Nordamerika, der beim Gewinn der wichtigste Absatzmarkt für Japans fünftgrößten Autobauer ist. Andererseits hängt das Damoklesschwert einer möglichen Erhöhung des US-Importzolls für japanische Autos über dem Konzern mit Sitz in Hiroshima. Davon wäre Mazda wegen seiner hohen Abhängigkeit vom Export besonders betroffen. Knapp 82 % der rund 971 000 in Japan produzierten Fahrzeuge gingen 2017 ins Ausland. Sämtliche in den USA verkauften Fahrzeuge von Mazda stammen bisher aus Mexiko oder Japan.Dennoch tritt Marumoto an, um die Vorgabe des bisherigen Konzernchefs Masamichi Kogai zu verwirklichen, den Absatz von zuletzt 1,63 Millionen Stück im Jahr 2017 bis 2024 auf 2 Millionen Stück jährlich zu erhöhen. Unter dem 63-jährigen Kogai war die Verkaufszahl in fünf Jahren um knapp ein Drittel gestiegen. Dabei hatte sich der chinesische Markt seit 2016 zum wichtigsten Absatzbringer entwickelt. Zudem wurden die Fabriken in Thailand und Mexiko ausgebaut. Marumoto hatte 1980 nach dem Studium bei Mazda angefangen und ist damit ein typisch japanisches Manager-Eigengewächs. Als Vizepräsident war er seit Juni 2013 zum einen für das Nordamerika-Geschäft und zum anderen für den Aufbau der Partnerschaft mit Toyota verantwortlich. Bereits im April 2017 war der Manager, der sich selbst als reizbar und unnachsichtig beschreibt, zur rechten Hand von Kogai aufgestiegen. Kogai rückt nun zum Vorsitzenden des Verwaltungsrats auf.”Wenn es um Gewinn und Marke geht, dann haben die USA die höchste Priorität”, hatte Marumoto bei der Bekanntgabe seiner Beförderung erklärt. Zwar hat sich der US-Absatz von zuletzt 289 000 Stück unter seiner Führung seit fünf Jahren nicht von der Stelle bewegt; zugleich fiel der Marktanteil um 0,1 Punkte auf 1,7 % – angestrebt sind 2 %. Aber der neue Konzernchef hat das Händlernetz neu strukturiert und den Fokus weg von Mietwagenflotten auf private Käufer in Großstädten verschoben. Zugleich brachte Marumoto die erste eigene Fabrik in den USA auf den Weg, die aus Effizienzgründen gemeinsam mit Toyota betrieben wird. Das 1,6 Mrd. Dollar teure Werk in Alabama geht 2021 mit einer Kapazität von 150 000 Einheiten in Betrieb und soll einen neuen Mazda-Crossover und einen Kleinwagen mit Toyota-Label exklusiv für den US-Markt produzieren. Dadurch will Mazda den US-Absatz um 38 % auf 400 000 Stück jährlich steigern. Allerdings könnte der Handelsstreit zwischen Washington und Tokio den schönen Plan schnell zur Makulatur machen. Kooperation mit ToyotaDie gemeinsame Fabrik in den USA hatte Marumoto Toyota bereits vor fünf Jahren vorgeschlagen. Aus dieser Initiative ist eine enge Partnerschaft erwachsen, die sich auf neue Antriebstechnologien konzentriert. Dadurch kann Mazda Entwicklungskosten für Hybrid- und Elektromotoren senken. Toyota erhofft sich davon Technologien für sparsame Verbrennungsmotoren – eine Domäne von Mazda – sowie Inspirationen im Design. “Wenn Toyota und Mazda beide profitieren, können wir auch in andere Felder expandieren”, sagte Marumoto dazu.