Neuer SRB-Chef bringt viel Vorerfahrung mit
Von Gesche Wüpper und Stefan Reccius, Paris/Frankfurt
Wenn Dominique Laboureix zum Jahreswechsel den Posten von Elke König an der Spitze der EU-Bankenabwicklungsbehörde SRB übernimmt, ist das für den Franzosen eine Rückkehr zu einer ihm wohlbekannten Institution. Laboureix gehörte dem Führungsgremium der Abwicklungsbehörde schon einmal für fast fünf Jahre an. Ab Februar 2015 war er vor allem dafür zuständig, Abwicklungsfälle zu planen, beispielsweise jene der lettischen ABLV Bank und der 2017 in Banco Santander aufgegangenen Banco Popular aus Spanien.
Elke Königs letzter Auftritt
Nun sind auch letzte Zweifel beseitigt, dass Laboureix Königs Nachfolger wird. Am Montag erhielt der Franzose unter anderem von seiner Landsfrau an der Spitze der Europäischen Zentralbank (EZB), Christine Lagarde, Glückwünsche: Kurz vor dem Wochenende haben die zuständigen Minister der 27 EU-Staaten grünes Licht gegeben. Somit ist die Personalie offiziell. König wird am Mittwoch zu ihrer letzten Anhörung im zuständigen Ausschuss des EU-Parlaments erwartet. Kurz vor Weihnachten endet dann die achtjährige Amtszeit der Deutschen beim Single Resolution Board (SRB).
Mit der Ex-Chefin der deutschen Finanzaufsicht BaFin hatte Laboureix bereits in seiner früheren Tätigkeit beim SRB viel zu tun. Die beiden arbeiteten eng zusammen, bevor Laboureix 2019 auf Vorschlag von Banque-de-France-Chef François Villeroy de Galhau zum Generalsekretär der für Banken und Versicherungen zuständen Aufsichtsbehörde Autorité de contrôle prudentiel et de résolution (ACPR) berufen wurde. Für das Amt des SRB-Chefs hatte sich auch die Finnin Tuija Taos beworben. Sie soll nun im März Nachfolgerin von SRB-Vorstandsmitglied Boštjan Jazbec werden. Auch ihre Berufung haben EU-Parlament und EU-Rat jetzt durchgewunken.
Laboureix ist Absolvent des renommierten Institut d’Etudes Politiques (Science Po) und hat auch einen Master in Wirtschaftsrecht gemacht. Er sei ein reines Produkt der französischen Zentralbank, urteilt die Wirtschaftszeitung „La Tribune“. Denn nach dem Studium hat Laboureix seine Karriere 1988 als Direktionsassistent für Zahlungssysteme und Marktinfrastrukturen bei der Banque de France begonnen. Dort hat er ab 2013 als stellvertretender Generaldirektor die Aufsichtsbehörde ACPR mit aufgebaut.
Die Berufung an die Spitze des SRB sei eine große Anerkennung des Talents und der Kompetenzen von Laboureix, erklärte Villeroy de Galhau, der auch der ACPR vorsteht. Dadurch werde auch die Glaubwürdigkeit der Arbeit der französischen Aufsichtsbehörde anerkannt. Wer Nachfolger von Laboureix bei der ACPR wird, soll bis Januar bekanntgegeben werden. Laboureix stehen bei der französischen Behörde neben dem ersten stellvertretenden Generalsekretär Patrick Montagner drei weitere stellvertretende Generalsekretäre zur Seite: Emmanuelle Assouan, Bertrand Peyret und Frédéric Visnovsky.
In seiner künftigen Funktion wolle er für mehr Konvergenzen zwischen dem SRB und den nationalen Abwicklungsbehörden sorgen, sagte Laboureix dem Ausschuss für Wirtschaft und Währung des Europaparlaments im Oktober. Ziel sei, die Widerstandsfähigkeit der Bankenunion durch mehr finanzielle Stabilität zu stärken und die Möglichkeit, diese abzuwickeln. „Es geht darum, sich besser auf Krisensituationen vorzubereiten“, erklärte der künftige SRB-Chef.
Damit das gelingt, will er versuchen, die politische Dimension von Abwicklungen von ihren technischen Charakteristiken zu entflechten. Laboureix hofft, so auch den Erwartungen der verschiedenen nationalen Abwicklungsbehörden besser gerecht werden zu können. An der Spitze des SRB will er zudem eine neue Arbeitsgruppe ins Leben rufen, um die Behörde besser auf kybernetische Krisen vorzubereiten.