Nach Berufung

Neuer Traton-Chef Levin will das Tempo erhöhen

Christian Levin soll der LKW-Sparte von Volkswagen neuen Schwung verleihen. Der Aufsichtsrat hat dem ehemaligen Scania-CEO bereits seine Unterstützung zugesagt.

Neuer Traton-Chef Levin will das Tempo erhöhen

Von Stefan Kroneck, München

Nach dem geschassten Traton-Vorstandschef Andreas Renschler (Juli 2020) und dessen Nachfolger Matthias Gründler baut Volkswagen auf Scania-CEO Christian Levin, um der börsennotierten Nutzfahrzeug-Holding in Personalunion als deren Vorstandsvorsitzender neuen Schwung zu verleihen. Zu seiner Berufung per 1. Oktober 2021 kündigte der 54-jährige Schwede an, bei der Umsetzung der Strategie „in einen anderen Gang“ zu schalten. Bis Jahresende will er dafür einen umfassenderen Plan vorlegen. Das zielt auf einen beschleunigten Kurs ab. Levin knüpft an seinen Amtsvorgänger an. Als Kernelemente nannte er die Transformation zur Elektromobilität, das Heben von Synergien, die Integration des US-Zukaufs Navistar und Investitionen in China.

Mehr „Beinfreiheit“

Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch versprach ihm dabei die „volle Unterstützung, den Weg zu stärkerer Rentabilität und Wachstum zu gestalten“, teilte Traton mit. Levin sei eine „starke Führungskraft, die das nächste Kapitel für die Gruppe umsetzen wird“. Der Betriebswirt und Maschinenbauingenieur stieg im Mai zum CEO des schwedischen Lkw-Bauers auf. Seit 2019 gehört er dem sechsköpfigen Traton-Vorstand an. Auch VW-Vorstandschef Herbert Diess setzt hohe Erwartungen in Levin. Seine Ernennung sei der „richtige Schritt zur richtigen Zeit“. Levin erhalte nun die „Beinfreiheit“, die notwendig sei, um die Strategie erfolgreich umzusetzen.

Für Levins Aufstieg im VW-Nutzfahrzeugreich musste der bisherige Traton-CEO Gründler Platz machen. Der 56-Jährige verlässt das Unternehmen nach nur 14 Monaten im Amt. Mit ihm geht auch Finanzvorstand Christian Schulz (44), der durch Annette Danielski (56) ersetzt wird (vgl. BZ vom 30. September). Sie leitete zuvor den Bereich Konzernfinanzen. Diese Personalrochade kam überraschend. Erst im Sommer vergangenen Jahres tauschte VW an der Traton-Spitze Renschler durch Gründler aus. Unter der Regie des gebürtigen Stuttgarters übernahm Traton/VW den amerikanischen Anbieter Navistar. Für Traton war das ein wichtiger Schritt bei ihrem Bestreben, sich außerhalb Europas stärker aufzustellen. Levin zufolge soll dieser Kurs fortgesetzt werden. Die Mehrmarken-Holding peilt die Marktführerschaft an. Dazu müsste Traton den Wettbewerber Daimler überholen.

Nach außen war die Holding darum bemüht, das Bild eines geordneten Rückzugs von Gründler zu vermitteln. „Mit Christian Levin an der Spitze kann die Traton Group nun noch stärker von ihrer Lead Brand Scania profitieren“, ließ er sich zitieren. In welcher Höhe der Konzern Gründler und dem CFO den vorzeitigen Weggang finanziell versüßt, ist noch offen. Renschler kassierte nach seinem Ausscheiden von seinem früheren Arbeitgeber Millionen.

Aktie verliert 2,5 Prozent

Auf den Führungswechsel reagierten die Anleger vergrätzt. Die Aktie des SDax-Mitglieds büßte zeitweise 2,5% auf 21,86 Euro ein.

Über die Gründe für den kurzfristigen Rückzug des CEO und des CFO machte Traton keine Angaben. Pötsch bedankte sich zwar für deren „geleistete Arbeit und die erreichten gemeinsamen Erfolge“, doch hinter den Kulissen soll sich das Verhältnis zwischen der Konzerntochter und der Muttergesellschaft aus Wolfsburg verschlechtert haben. So nahm man in München kritisch auf, dass der Traton-Aufsichtsrat Bernd Osterloh ohne Rücksprache mit dem Management im April zum Personalvorstand bestellte. In Wolfsburg wurde auf diese Weise Diess den Konzern-Betriebsratschef los, heißt es.

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