Lapo Elkann

Neuer Versuch für den Agnelli-Sprössling

Lapo Elkann, Sohn des legendären Fiat-Chefs Gianni Agnelli und Bruder von Stellantis-, Exor- und Ferrari-Präsident John Elkann, steigt bei der Baseler Beteiligungsgesellschaft Youngtimers ein.

Neuer Versuch für den Agnelli-Sprössling

bl

Er ist begabt, kreativ, originell, sprüht vor Ideen und er gilt als Stilikone. Doch Lapo Elkann (43) ist auch unstet, unberechenbar und erlebt immer wieder dramatische Abstürze. Nun startet er wieder einmal durch. Der Lieblingsenkel des legendären „Avvocato“ und langjährigen Fiat-Chefs Gianni Agnelli und Bruder des Stellantis-, Ferrari- und Exor-Chairmans John Elkann hat seine „Garage Italia“, eine Art Labor italienischen Highend-Designs, das Oldtimer mit Luxus und Elektromotoren ausstattet, zunächst an die Baseler Beteiligungsgesellschaft Young­timers verkauft und in einem zweiten Schritt für 35 Mill. Euro eine Beteiligung von 23% an dem Schweizer Unternehmen erworben. Ziel sei es, eine globale Online-Plattform für Sammler-Oldtimer zu entwickeln. Geplant sind auch Ausstellungen und Versteigerungen.

Lapo Elkann versucht wieder einmal, als Unternehmer zu reüssieren. Als Mitglied des Familienclans Agnelli/Elkann mangelt es ihm nicht an Mitteln. Der in New York geborene Sohn von Margherita Agnelli und des französischen Schriftstellers Alain Elkann, der in Brasilien und Paris aufgewachsen ist und an der Londoner European Business School internationale Beziehungen studiert hat, bevor er als Assistent für den früheren US-Außenminister Henry Kissinger arbeitete, hat schon viel probiert. Wie es sich für ein Agnelli-Clan-Mitglied gehört, arbeitete er am Fließband, bei Piaggio, und später bei Maserati und Ferrari. 2004 wurde er Marketing- und Brand-Management-Chef bei Fiat, entstaubte deren altbackenes Image, sorgte für Aufbruchstimmung. Er verjüngte die Marke, eröffnete Cafés und brachte Kleidungslinien heraus. Dann stürzte er jäh ab. Eine transsexuelle Prostituierte alarmierte die Rettungskräfte, weil Elkann nach extensivem Drogengenuss im Koma lag. Nach seiner Rettung tauchte er ab und unterzog sich einer Entzugstherapie.

Der von der Zeitschrift „Vanity Fair“ wiederholt zum bestgekleideten Mann der Welt gekürte Lapo El­kann verlor alle Ämter im Fiat-Konzern und seinen Nachfolgeunternehmen und machte vor allem als Playboy Schlagzeilen. Er gründete die Mo­de- und Designfirma Italia Independent Group, die etwa Sonnenbrillen aus Karbon herausbringt, brachte sie an die Börse und ging Partnerschaften mit Walt Disney, Hublot und dem Fußballer Cristiano Ronaldo ein.

Doch immer wieder gab es Rückschläge: Einer Anklage wegen einer angeblich vorgetäuschten Entführung aus der Wohnung einer (anderen) transsexuellen Prostituierten in New York entging er nur knapp, und einen schweren Autounfall in Israel überlebte er Ende 2019 nur mit Glück. Er gelobte Besserung, trinkt und raucht angeblich nicht mehr und steht vor der Hochzeit mit der portugiesischen Ex-Autorennfahrerin Joana Lemos.

Wirtschaftlich erfolgreich ist der Motorsport- und Juventus-Turin-Fan nach wie vor nicht: Seine börsennotierte Italia Independent Group hat 2020 bei einem Umsatz von 11,3 Mill. Euro einen Verlust von 2,8 Mill. Euro ausgewiesen – immerhin besser als 2019. Der Börsenkurs ist aber binnen fünf Jahren von 6,8 auf 1,8 Euro abgestürzt.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.