Luftfahrt

Neuland für den Eurowings-Chef

Während die Debatten über Mallorca-Urlaube in den Osterferien hierzulande nicht abreißen, schaffen die Fluggesellschaften Fakten. Zu Beginn der Osterferien in vielen deutschen Bundesländern landeten am vergangenen Wochenende Dutzende Flieger aus...

Neuland für den Eurowings-Chef

Von Lisa Schmelzer, Frankfurt

Während die Debatten über Mallorca-Urlaube in den Osterferien hierzulande nicht abreißen, schaffen die Fluggesellschaften Fakten. Zu Beginn der Osterferien in vielen deutschen Bundesländern landeten am vergangenen Wochenende Dutzende Flieger aus Deutschland auf der Baleareninsel und brachten Tausende Urlauber in die Mittelmeersonne. Allein Eurowings flog Mallorca am Samstag und Sonntag nach eigenen Angaben 44 Mal von neun deutschen Flughäfen an – das waren viermal so viele Flüge wie am Wochenende zuvor. Genaue Passagierzahlen nannte die Lufthansa-Tochter nicht, alle Flüge seien aber „recht gut gebucht gewesen“, so ein Sprecher. Das Flugangebot liege aber im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit immer noch bei weniger als 40%.

Die Unternehmen hatten den Ansturm erwartet und erhofft. Reisen sei ein Grundbedürfnis, und es werde einen deutlichen Nachholeffekt geben, wenn erst wieder Reisen möglich sei, hatten die Chefs von Airlines und Reisekonzernen seit Monaten gebetsmühlenartig gepredigt. Immer vorne dabei Eurowings-Chef Jens Bischof. „Alle wollen wieder weg in den Urlaub – unabhängig davon, welcher Test verlangt wird“, sagte Bischof kürzlich bei einem Pressegespräch.

Noch vor wenigen Tagen war Eurowings wegen der Pandemie und der internationalen Reisebeschränkungen laut Bischof nur mit 20 Maschinen unterwegs. Zu Ostern sollten es schon 45 sein – „und die werden intensiver fliegen als die 20 derzeit“. Für 2022 plant der Manager mit einer Flotte von etwa 100 Flugzeugen. Bis das Geschäft wieder das Niveau aus dem Vorkrisenjahr 2019 erreicht, dürfte es aus heutiger Sicht aber noch ein bis zwei Jahre dauern, sagte er. Der 55-jährige Bischof führt die Lufthansa-Tochter seit gut einem Jahr. Er war also quasi von Anbeginn seiner Tätigkeit an damit beschäftigt, die Coronakrise zu managen. „Eine meiner ersten Aufgaben als CEO war, 90% der Flotte auf den Boden zu stellen und alle Wet-Lease-Vereinbarungen zu beenden“, erinnert sich Bischof. „So etwas habe ich in fast 30 Jahren in der Branche noch nicht erlebt.“

Angetreten war der erfahrene Lufthansa-Manager, der zuvor die von der deutschen Fluggesellschaft gemeinsam mit Turkish Airlines betriebene Sun Express geführt hatte, um den Turnaround bei Eurowings zu schaffen. Gelingen soll das auch dank einer strategischen Neupositionierung. „Billig allein funktioniert nicht mehr!“, ist Bischof überzeugt, schon gar nicht während und nach der Corona-Pandemie. Man werde Eurowings zu einer „echten Value-Airline“ machen. Der Fluggast verlange gerade in Coronazeiten mehr von einer Airline, es gehe verstärkt um Gesundheit und Sicherheit, „da haben wir mit unserer Lufthansa-DNA mehr zu bieten als die Billigflieger“. Allerdings müssen auch die Kosten runter, das weiß Marketingprofi Bischof. „Wirtschaftlicher und fokussierter“ müsse Eurowings werden, dazu dienten unter anderem die Abspaltung der Langstrecke und eine Vereinheitlichung der Flotte.

Bischof kennt den Lufthansa-Konzern aus dem Effeff, hat seine berufliche Karriere 1990 bei der Frachttochter begonnen. Er hat sich anschließend an verschiedenen Stellen bewährt, unter anderem leitete er als Lufthansa-Passagevorstand und Chief Commercial Officer die weltweite Vertriebsorganisation. Nun muss der zweifache Vater für Konzernchef Carsten Spohr dessen wichtigstes „Baby“ auf den richtigen Weg führen. Spohr glaubt, dass Wachstum künftig vor allem im Urlaubsreisegeschäft stattfindet, dafür – und als Wettbewerber für die florierenden Low-Cost-Airlines – wurde die Tochter Eurowings aus der Taufe gehoben. Doch der Weg zum Erfolg ist steinig, in den vergangenen Jahren hat die Lufthansa-Tochter Verluste erwirtschaftet.