Kapitalmarkttag und Militärgeschäft

Neuland für den Lufthansa-Technik-Chef

Sören Stark, Chef der Lufthansa Technik, musste kürzlich Analysten und Investoren Rede und Antwort stehen. Nicht das einzige Neuland, das Stark derzeit betritt.

Neuland für den Lufthansa-Technik-Chef

Lufthansa-Technik-Chef Sören Stark betritt Neuland

lis Frankfurt
Von Lisa Schmelzer, Frankfurt

Sören Stark ist Wirtschaftsingenieur, langjähriger Lufthanseat mit Stationen in diversen Konzernteilen und seit 2022 Chef der Wartungstochter Lufthansa Technik. Bei einem wie ihm dürfte es eher selten vorkommen, dass er beruflich Neuland betritt. Und doch kommt es in diesem Jahr häufiger mal vor. Zum einen sieht man den 57-Jährigen nun zuweilen auf Fotos mit Bundeswehr-Offizieren. Die Lufthansa-Tochter baut angesichts der weltpolitischen Verwerfungen ihr Geschäft im Militärbereich aus. Mitarbeiter, die bisher zivile Flugzeuge warten, sollen sich nun auch Transporthubschraubern und Kampfjets der Bundeswehr widmen.

Neuland betreten hat Stark aber auch in der vergangenen Woche: Erstmals musste er Investoren und Analysten bei einem Capital Market Day seines Unternehmens Rede und Antwort stehen. Das Interesse an einer solchen Veranstaltung war hochgekommen, nachdem die Lufthansa-Führung eine Zeitlang Pläne gehegt hatte, einen Investor an der Wartungstochter zu beteiligen.

Die Pläne wurden nicht umgesetzt, das Interesse an der Sparte und ihrem Wert an sich blieb. Deshalb nun der Capital Market Day in Hamburg. „Ein höherer Multiple als für das reine Fluggeschäft ist für dieses Geschäft gerechtfertigt, deshalb sollen Investoren einen genauen Blick auf Lufthansa Technik werfen können“, hatte der Chef der Investor Relations der Lufthansa, Marc-Dominik Nettesheim, kürzlich im Gespräch mit der Börsen-Zeitung erklärt. Es helfe, wenn Investoren etwas über das Unternehmen, in das sie investiert haben, lernen, „um das Erlernte dann in den Kurs einzupreisen“. Sören Stark musste das jetzt in Hamburg umsetzen, unterstützt von seinen Vorstandskollegen Harald Gloy und William Willms sowie Lufthansa-CFO Till Streichert.

Wachstum aus eigener Kraft

Die Investoren und Analysten sollten dabei auch von den Umbauarbeiten überzeugt werden, die sich die Wartungsfirma vorgenommen hat. Denn nachdem die Investorensuche zu den Akten gelegt worden war, soll das Unternehmen nun aus eigener Kraft wachsen und florieren. Im angestammten Geschäft, aber eben auch auf bisher eher unbekanntem Terrain, wie dem Militärgeschäft.

Stark steht seit Sommer 2022 an der Spitze von Lufthansa Technik. Der Ingenieur folgte auf den langjährigen CEO Johannes Bussmann, der mittlerweile den TÜV Süd führt. Stark kam nach einer Etappe bei Schott Mainz 2011 in den Lufthansa-Konzern und hat dort außer für die Wartungstochter unter anderem auch bei Lufthansa Cargo gearbeitet. Bevor er in Hamburg zum CEO befördert wurde, war er bereits zwei Jahre im Vorstand der Lufthansa Technik.

Lufthansa-Vorständin Grazia Vittadini führt den Aufsichtsrat der Wartungstochter. Foto: Lufthansa
Lufthansa

Während in den Vorstand der Konzernmutter mittlerweile weibliche Vorstände eingezogen sind, sucht man Frauen in der Führungsetage der Lufthansa Technik bisher vergeblich. Das Geschäft sei eben doch sehr techniklastig, heißt es dazu hinter vorgehaltener Hand. Doch nun haben Stark und sein Team auch hier Neuland betreten: Mit Grazia Vittadini führt erstmals eine Frau den Aufsichtsrat der Lufthansa Technik. Vittadini, eine Ingenieurin für Flugzeugbau, die in ihrer Jugend von einer Karriere als Kampfpilotin geträumt hat, ist seit dem Sommer Chief Technology Officer (CTO) des Lufthansa-Konzerns. Als langjährige Technologie-Chefin von Airbus kennt die gebürtige Italienerin einen Großteil der Flugzeuge, die in Hamburg und anderswo durch die Wartung gehen, aus dem Effeff. Die explizit für Technologie zuständige Konzern-Vorständin wird sich vor diesem Hintergrund vermutlich deutlich mehr bei der Technik einmischen als ihr Vorgänger Detlef Kayser – zumal nach der Absage eines Investoreneinstiegs bei der Wartungstochter die Strategie auf dem Prüfstand steht. Ob sich Stark auf diesem Neuland wohlfühlt, muss sich erst noch zeigen.

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