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Nissan-CEO Hiroto Saikawa tritt zurück

Von Martin Fritz, Tokio Börsen-Zeitung, 10.9.2019 Der umstrittene Nissan-Chef Hiroto Saikawa (65) tritt auf Wunsch des Verwaltungsrats zum 16. September als CEO zurück, bleibt jedoch Präsident. Er wolle den Staffelstab an eine neue Generation...

Nissan-CEO Hiroto Saikawa tritt zurück

Von Martin Fritz, TokioDer umstrittene Nissan-Chef Hiroto Saikawa (65) tritt auf Wunsch des Verwaltungsrats zum 16. September als CEO zurück, bleibt jedoch Präsident. Er wolle den Staffelstab an eine neue Generation weitergeben, erklärte Saikawa am Montagabend in der Konzernzentrale in Yokohama. Die kommissarische Leitung des Renault-Partners übernimmt COO Yasuhiro Yamauchi (63).Ein Komitee, das die Hauptversammlung im Juni einsetzte, will bis Ende Oktober aus einer Liste von über zehn Kandidaten den endgültigen Nachfolger von Saikawa auswählen. Außer Yamauchi stehen auf der Liste auch der Turnaround-Chef Jun Seki (58) sowie Makoto Uchida, Chairman des Management-Komitees von Nissan in China. In der engeren Auswahl befänden sich auch Renault-Manager sowie Frauen, erklärte Komiteechef Masakazu Toyoda in Yokohama. Jedoch gehen Beobachter davon, dass der Verwaltungsrat einen Japaner bevorzugt. Die Umstände des Rücktritts von Saikawa blieben trotz der langen Pressekonferenz nach der Verwaltungsratssitzung unter Leitung von Yasushi Kimura im Nebel. Denn einerseits erklärte Saikawa dem Verwaltungsrat, er sei wegen einer überhöhten Bonuszahlung zum Rücktritt bereit, andererseits kam der interne Untersuchungsbericht zu dem Schluss, dass die Zahlungen an Saikawa und andere Manager im Jahr 2013 nicht illegal waren. Danach erhielt Saikawa 90 Mill. Yen (763 000 Euro) inklusive Steuervorteilen mehr Geld, weil der Abrechnungsstichtag für den Anstieg des Aktienkurses um eine Woche vorgezogen wurde.Dazu schwieg Saikawa am Montagabend vor der Presse. Vorher hatte er gegenüber japanischen Medien indirekt zugegeben, gegen interne Richtlinien verstoßen und sich dadurch unrechtmäßig bereichert zu haben. Jedoch habe er zum damaligen Zeitpunkt davon nichts gewusst, sondern die Berechnung der Bonuszahlung Greg Kelly, dem damaligen Büroleiter von CEO Carlos Ghosn (65), überlassen. Der Chef des Prüfungsausschusses, Motoo Nagai, erklärte, er halte die Aussage für glaubwürdig, weil man keine Mails von Saikawa zu den Zahlungen gefunden habe. Dennoch versprach der Nissan-Veteran dem Verwaltungsrat, das Geld zu erstatten.Überzeugend wirkten diese Aussagen nicht. Womöglich geht es Nissan darum, die bisherige Darstellung aufrechtzuerhalten, wonach die Missstände in dem Unternehmen alleine auf das Konto der Ausländer Kelly und Ghosn gehen. Beide kommen voraussichtlich im Frühjahr 2020 in Japan vor Gericht. Doch Saikawa selbst war ein Protegé von Ghosn, stieg unter ihm 2009 zum Einkaufschef auf und übernahm von ihm 2017 den CEO-Posten. Als Ghosn ihn wegen schwacher Leistungen absetzen wollte und die Fusion von Nissan mit Renault vorantrieb, informierte Saikawa die japanische Staatsanwaltschaft darüber, dass Nissan einen Teil des Gehalts von Ghosn der Börsenaufsicht nicht gemeldet hatte.Daher sieht sich der langjährige Nissan- und Renault-Chef als Opfer eines internen Komplotts mit Saikawa als Anführer. Der Untersuchungsbericht bezifferte den Schaden der Ghosn-Ära auf 35 Mrd. Yen (297 Mill. Euro). 10 Mrd. Yen davon sollte der Franzose nach dem Ausscheiden bei Nissan erhalten. Aber diese Zahlungen hatte Saikawa mit abgezeichnet.