Führungsumbau

Ex-Diplomat zieht in Nokia-Führungsetage ein

Nokia setzt auf diplomatische Unterstützung im US-Geschäft. Ex-Botschafter Mikko Hautala zieht in die Führungsetage ein

Ex-Diplomat zieht in Nokia-Führungsetage ein

Ex-Diplomat zieht in
Nokia-Führungsetage ein

hei Frankfurt

Nokia baut vor dem Hintergrund einer anhaltend schleppenden Geschäftsentwicklung im Kerngeschäft die Führungsetage um. Neben Technikchefin Jenni Lukander verlässt die Leiterin Corporate Affairs den finnischen Konzern. Diese Aufgabe wird künftig einem prominenten Zugang übertragen: Der ehemalige finnische US-Botschafter Mikko Hautala übernimmt die Rolle des Chief Geopolitical and Government Relations Officer, Corporate Affairs wird künftig von Melissa Schoeb geleitet.

Versuchter Befreiungsschlag

CEO Pekka Lundmark, dessen Stuhl seit einiger Zeit ebenfalls wackeln soll, setzt für einen Befreiungsschlag offenbar auf einen Strippenzieher im US-Markt, wo Nokia im Zuge des 5G-Investitionszyklus erhebliche Marktanteile verloren hatte, weil der Konzern technologisch nicht auf Augenhöhe mit dem Wettbewerb war. Zu Jahresbeginn hat das Unternehmen eine neue Einheit mit Zielfokus USA aufgebaut, die sich auf das Geschäft mit der öffentlichen Hand konzentriert. Nokia Federal Solutions (NFS) soll Lösungen liefern, die den Anforderungen der US-Bundesbehörden gerecht werden. Die Finnen sehen hier gerade im Zuge wachsender geopolitischer Spannungen und Sicherheitsvorkehrungen der USA in kritischer Infrastruktur besondere Marktchancen.

20 Jahre im Geschäft

Der 1972 geborene Hautala, der Politik und Philosophie in Helsinki studiert hat und auf eine fast zwanzigjährige diplomatische Karriere zurückblickt, war seit 2020 bis Anfang 2024 US-Botschafter für Finnland und hatte zuvor vier Jahre die Interessen des Landes in Russland vertreten. Nun soll er die Geschäfte von NFS anschieben. Der US-Markt ist für Nokia auch deshalb besonders wichtig, weil er für die beiden skandinavischen Telekomausrüster traditionell der lukrativste Markt ist, da er zumindest in Teilen auf ein Duopol hinauslief, seit die erste Konsolidierungswelle der Branche in den USA unter anderem Lucent (akquiriert) und Nortel (pleite) vom Markt gefegt hatte. Denn die chinesischen Anbieter Huawei und ZTE dürfen in den USA schon seit vielen Jahren nur sehr eingeschränkt Geschäfte machen und waren von kritischer Infrastruktur sowie öffentlichen Telekommunikationsnetzen ausgeschlossen.

Nokia hat das US-Geschäft überdies mit dem Kauf von Infinera gestärkt, womit der Konzern vor allem im Bereich optischer Netze Boden gutmacht. Die Finnen haben zuletzt zwar in der Ertragskraft Fortschritte gemacht, finden allerdings nicht auf einen Wachstumspfad zurück. Dabei macht dem Unternehmen aktuell auch eine schwache Entwicklung in China zu schaffen.

China revanchiert sich

Mehr noch als Wettbewerber Ericsson treffen die Finnen die Folgen der rigiden US-Politik; denn chinesische Telekomnetzbetreiber, die global auch zu den großen Auftraggebern der Branche gehören, bevorzugen nun seit einigen Jahren die heimischen Anbieter, so dass weder Nokia noch Ericsson in nennenswertem Umfang von 5G-Investitionszyklus im Reich der Mitte profitieren konnten.

In China hat der Konzern ein Fünftel der dortigen Belegschaft abgebaut, wie Reuters unter Berufung auf Insider berichtet hat. Betroffen sind 2.000 Mitarbeiter.

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