Notarzt der deutschen Wirtschaft soll Benkos Signa retten
Notarzt der Wirtschaft soll Signa retten
hek Frankfurt
Von Helmut Kipp, Frankfurt
Der Rückzug von René Benko ist besiegelt. Offensichtlich war: Ohne einen Abtritt des Immobilientycoons dürfte es für die strauchelnde Signa-Gruppe keine Rettung geben. Dafür ist zu viel Vertrauen verloren gegangen. Wie Signa jetzt mitteilt, übergibt der Tiroler Immobilieninvestor den Vorsitz des Beirats an den Sanierungsexperten Arndt Geiwitz. Zusätzlich übernimmt der Neu-Ulmer Wirtschaftsprüfer und Steuerberater auch den Vorsitz des Gesellschafter-Komitees der Holding. Bereits am vergangenen Freitag hatte Mitgesellschafter Hans Peter Haselsteiner angekündigt, dass Geiwitz, der bereits als Berater fungiert, als eine Art Generalbevollmächtigter die Regie übernehmen und auch die Stimmrechte ausüben soll, die Benko und seine Stiftungen haben.
Groß geworden mit Schlecker-Mandat
Geiwitz zählt zu den bekanntesten Sanierungs- und Insolvenzexperten Deutschlands. Groß geworden ist er mit dem Schlecker-Mandat, konnte aber die Abwicklung der Drogeriekette nicht verhindern. Den zum Signa-Imperium gehörenden Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof hat der 54-Jährige gleich zweimal durch eine Insolvenz in Eigenverwaltung gesteuert. Als es im Corona-Sturm für Lufthansa um Sein oder Nichtsein ging, war der geschäftsführende Gesellschafter von SGP Schneider Geiwitz & Partner ebenfalls an Bord. Das "Manager Magazin" bezeichnet ihn als "mächtigen Notarzt der deutschen Wirtschaft".
Der im April 1969 in Ulm geborene Geiwitz stammt aus einer Schuhhändlerfamilie. Während der Schulzeit besuchte er das Eliteinternat Schloss Salem. Eigentlich sollte er die Führung des Familienunternehmens übernehmen. So wollte es der Vater. Doch Geiwitz geht nach kurzer Zeit im elterlichen Betrieb als Prüfungsassistent zur Kanzlei des Wirtschaftsprüfers und Insolvenzverwalters Werner Schneider, einem Familienfreund, und steigt dort 2004 zum Partner auf. Die Kanzlei expandiert und baut ihre Leistungen aus. Heute beschäftigt sie 320 Mitarbeiter an 22 Standorten und bietet als eine Art Beratungsboutique Wirtschaftsprüfung, Steuer- und Rechtsberatung, Corporate Finance, Immobilienverwaltung, Restrukturierung und Insolvenzverwaltung an.
Geschickt im Umgang
Seinen Erfolg verdankt Geiwitz nicht allein fachlichen, sondern auch sozialen Kompetenzen. Ihn zeichnet ein bemerkenswertes Geschick im Umgang mit Unternehmerpersönlichkeiten aus. Eigenwillige Patriarchen wie der Drogeriekönig Erwin Müller, für den er an einer Nachfolgelösung arbeitet, und Modeunternehmer Willy Bogner, für den er als Treuhänder fungiert, vertrauen ihm. Auch bei der Aufspaltung des Oetker-Konzerns nach langen Familienstreitigkeiten spielt er eine wichtige Rolle.
Der Job bei Signa ist hochkomplex. Es dürfte Wochen brauchen, sich den notwendigen Überblick über das verschachtelte Geflecht mit vielen einzelnen Gesellschaften zu verschaffen und herauszufinden, wie tief die Finanzlöcher sind, die es zu stopfen gilt. Es gibt enge Verflechtungen, auch weil die eigenen Handelsunternehmen zum Teil in Immobilien von Signa sitzen. Geiwitz kommt zugute, dass er die Gruppe aus seinen Tätigkeiten für Galeria zumindest in Teilen bestens kennt.
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