Giovanni Ferrero

Nutella-König ist der reichste Italiener

Giovanni Ferrero ist wohl der diskreteste und verschwiegenste Unternehmenschef Italiens. Und er ist der reichste Italiener, zumindest wenn man der alljährlichen Rangliste von Forbes glauben darf. Mit 35 Mrd. Dollar ist er vermögender als...

Nutella-König ist der reichste Italiener

Von Gerhard Bläske, Mailand

Giovanni Ferrero ist wohl der diskreteste und verschwiegenste Unternehmenschef Italiens. Und er ist der reichste Italiener, zumindest wenn man der alljährlichen Rangliste von Forbes glauben darf. Mit 35 Mrd. Dollar ist er vermögender als EssilorLuxottica-Großaktionär Leonardo Del Vecchio, ein anderer „Paperone“, wie die Superreichen im Land in Anlehnung an Dagobert Duck genannt werden.

Ferrero verdankt seinen Reichtum dem gleichnamigen Süßwarenriesen, bekannt vor allem für die berühmte Nuss-Nougat-Creme Nu­tella, aber auch für Marken wie Kinder, Mon Chéri, Duplo oder Ferrero Rocher. Er ist nicht nur CEO, sondern auch Enkel des Firmengründers Pietro, der 1946 einen Vorläufer der weltbekannten Creme entwickelt hat, die im vergangenen Jahr ihren 75. Geburtstag gefeiert hat. Die heutige Form der Nutella stammt von Giovanni Ferreros Vater Michele.

Giovanni ist der zweitgeborene von den drei Söhnen Micheles und leitete die Firma zunächst zusammen mit seinem ein Jahr älteren Bruder Pietro, der 2011 ums Leben kam. Seither steht Giovanni allein an der Spitze des extrem diskreten Unternehmens, das seinen Sitz im piemontesischen Alba hat. Giovanni (56) wurde in Farignano in der Provinz Cuneo geboren. Er wuchs in Brüssel auf, studierte Marketing in den USA und ist Vater von zwei Kindern. Ungewöhnlich für einen Manager ist sein Hobby: Neben Büchern über Marketing schreibt er Romane – über reiche Europäer und arme Einwanderer oder über den Generationenwechsel in Unternehmen, die bei renommierten Verlagen wie Mondadori und Rizzoli verlegt wurden.

Anders als so manch anderer Unternehmenschef der dritten Generation verjubelte Giovanni nicht das Vermögen, er mehrte es. Die einst aus der Not entstandene Nougatcreme – wegen der Kontinentalblockade Englands gegen Napoleon war die Kakaoeinfuhr Anfang des 19. Jahrhunderts fast unmöglich – ist nach wie vor die Grundlage des Erfolgs und steuert angeblich 2 Mrd. Euro zum Ferrero-Gesamtumsatz von zuletzt 12,3 Mrd. Euro bei, wobei der Nettogewinn bei 1,7 Mrd. Euro lag. Obwohl die Region um Alba voller Haselnusssträucher ist, kommt der Großteil des Nutella-Rohstoffs längst aus der Türkei.

So introvertiert Giovanni auch sein mag: Er hat viele neue Akzente gesetzt und das Unternehmen vorangebracht. Seit 2015 ist die für ihre großzügigen Sozialleistungen an die Beschäftigten bekannte Firma auch stark durch Übernahmen gewachsen ­– in den USA, Großbritannien, Dänemark und Belgien. Externes Wachstum gab es vor ihm nicht. Und auch wenn nicht alle Akquisitionen erfolgreich waren und zwei von ihnen (Thorntons und Eurobase) kürzlich auf null abgeschrieben wurden: Die Neuerwerbe, darunter mit der britischen Eat Natural „gesunde“ Müsli-Snacks, haben Ferrero Impulse gegeben, ebenso wie Neuerungen. Mit Nutella Biscuits hat Ferrero das traditionelle Backwarengeschäft, das von der Barilla-Tochter Mulino Bianco beherrscht wird, in Italien aufgemischt. Der Konkurrent hat darauf mit der Crema di Pan di Stelle reagiert – als Konkurrenz zu Nutella.

Ferrero will den Ferrero-Umsatz alle zehn Jahre verdoppeln. Sollte das gelingen, könnte bald auch Branchenführer Mars eingeholt werden. Und Giovanni Ferrero, unter Europas reichen Privatleuten auf Platz 7, könnte in der Rangliste noch weiter vorankommen.