Odenwälder managt Iveco-Abspaltung
Von Gerhard Bläske, MailandSeit fast einem Jahr steht der gebürtige Odenwälder Hubertus Mühlhäuser an der Spitze des früher zum Fiat-Konzern gehörenden Landmaschinen- und Nutzfahrzeugkonzerns CNH Industrial. Jetzt schlägt der breitschultrige Wahlamerikaner, der als sehr direkt gilt, einen großen Pflock ein. Beim Kapitalmarkttag des in Mailand und New York börsennotierten Unternehmens gab er die Abspaltung der Nutzfahrzeugsparte Iveco (inclusive Iveco Bus und Heuliez) sowie des Powertraingeschäfts FPT ab 2021 bekannt. Die neue Einheit soll künftig ebenfalls in New York und Mailand gelistet sein. Von Marchionne geholtCNH, deren Großaktionär mit Exor die Familienholding der Agnellis ist, die auch Ankeraktionäre von Fiat Chrysler (FCA) und Ferrari sind, verliert damit fast die Hälfte des bisherigen Umsatzes von 23 Mrd. Euro und 11 000 der bisher 17 000 Beschäftigten. CNH, die etwa dreimal so rentabel wie Iveco ist, kam 2018 auf Erlöse von 11,8 Mrd. Euro. Es verbleiben die Marken Case und New Holland (Bagger, Ballenpressen, Mähdrescher, Traktoren) sowie die Bau- bzw. Spezialmaschinen von Steyr und Magirus.Die Entscheidung zur Abspaltung ist nicht auf Mühlhäusers Mist gewachsen. Spekulationen darüber gab es lange vor seinem Amtsantritt. Sie wurden von Exor-Chef John Elkann bereits im vergangenen Jahr genährt. Mühlhäusers Ernennung zum Chef der früheren Fiat-Einheit wurde seinerzeit als Bestätigung entsprechender Pläne gewertet.Es war der im Juli 2018 verstorbene Ex-Fiat-Chrysler-Chef Sergio Marchionne, der Mühlhäusers Wechsel zu CNH eingefädelt hatte. Mit dem 49-Jährigen holte er einen in der Branche sehr erfahrenen Mann zum weltweit zweitgrößten Landmaschinenkonzern. Der Betriebswirt, der an der European Business School in Wiesbaden und Oestrich-Winkel sowie in London und Argentinien studiert hat, begann seine Karriere 1994 bei der Unternehmensberatung Arthur D. Little in Zürich. Dort wurde er im Jahr 2000 zum Global Head of Strategy & Organization ernannt.Agco-CEO Martin Richenhagen holte Mühlhäuser, der neben der deutschen auch die Schweizer Staatsbürgerschaft hat, 2005 zu dem amerikanischen Landmaschinenkonzern aus Atlanta, zu dem die Marken Massey Ferguson, Valtra und Fendt gehören. Mühlhäuser war dort zunächst für die Integration des finnischen Traktorherstellers Valtra zuständig. Später verantwortete er im Agco-Vorstand die Regionen Europa, Mittlerer Osten und Afrika. Familienfirma insolventTrotz seines internationalen Werdegangs ist der Manager auch seiner Heimat sehr eng verbunden geblieben. 2013 wechselte er von Agco in den elterlichen Betrieb, den 110 Jahre alten Michelstädter Tunnel- und Bergbaumaschinenhersteller Karl-H. Mühlhäuser GmbH. Er übernahm zunächst die Unternehmensführung, ordnete dann die Führungsstrukturen und berief ein neues Management. Mühlhäuser ist nach wie vor Mehrheitseigner und Aufsichtsratschef des traditionsreichen Unternehmens, das im Juni allerdings Insolvenz beantragt hat. Interessant ist, dass Mühlhäuser familiär mit dem deutschen Landmaschinenkonzern Claas verbandelt ist: Seine Schwägerin Catharina Claas-Mühlhäuser leitet dort den Aufsichtsrat.2015 ging er dann als Vorstandschef zu dem in Florida beheimateten Küchentechnik-Spezialisten Welbilt. Seine Familie – Frau Sabine und die drei Kinder – leben nach wie vor in dem Südstaat. Der Wahlamerikaner spricht neben Deutsch fließend englisch, französisch und spanisch. Er führt CNH, die den juristischen Sitz in Amsterdam hat, de facto aus einem Vorort von Chicago heraus.