Ökonom Simsek könnte die Geldpolitik der Türkei umkrempeln
Simsek steht für konventionelle Politik
mpi Frankfurt
Seine Ernennung gilt als Signal an die Finanzmärkte: Der Ökonom Mehmet Simsek wird neuer Finanzminister der Türkei. Der ehemalige Chefökonom und Stratege für die Region Osteuropa, Naher Osten und Afrika bei der US-Investmentbank Merrill Lynch gilt als Vertreter einer konventionellen Finanz- und Wirtschaftspolitik – anders als Präsident Recep Tayyip Erdogan, der sich selbst als „Zinsfeind“ bezeichnet und trotz sehr hoher Inflation im Land eine lockere Geldpolitik befürwortet.
Mancher Beobachter erwartet daher nun einen Kurswechsel. „Die Türkei muss zu einer rationalen Grundlage zurückkehren. Der Schlüssel zum gewünschten Wohlstand ist eine regelbasierte, berechenbare türkische Wirtschaft“, sagte Simsek nach seiner Ernennung.
„Regelbasiert“ und „rationale Grundlage“ könnten Signale für eine Abkehr von der bisherigen Niedrigzinspolitik in der Türkei sein. Andere Analysten wiederum sehen die Ernennung Simseks dagegen eher als ein Mittel zur Beruhigung der Finanzmärkte, da er dort als Fachmann angesehen ist. Die Politik der Türkei bestimme jedoch weiterhin der wiedergewählte Erdogan, sodass es keinen Kurswechsel bei der Zentralbank oder in der Finanzpolitik des Landes gebe, lautet ihre Erwartung.
Mit Regierungserfahrung
Simsek kennt Erdogan aus früheren gemeinsamen Regierungszeiten bereits gut und gilt als jemand, der dem Präsidenten auch mal widerspricht. Bis Sommer 2018 war Simsek erst als Finanzminister und dann als stellvertretender Ministerpräsident der Türkei Mitglied der Regierung. Mit der Einführung des Präsidialsystem 2018 entließ Erdogan jedoch den heute 56-Jährigen.