Ökoworld trennt sich mit sofortiger Wirkung von Platow
Platow aus Ökoworld-Vorstand abberufen
tl Frankfurt
Paukenschlag beim Finanzvertrieb Ökoworld. Alfred Platow (76), Gründer und Vorstandsvorsitzender der im Frankfurter Freiverkehr notierten Gesellschaft, muss gehen. Der Aufsichtsrat habe in seiner Sitzung vom 4. August entschieden, sich von ihm mit sofortiger Wirkung zu trennen, heißt es in einer Ad-hoc-Meldung vom 4. August. Platow gilt als Pionier ethisch-ökologischer Fonds und hat zusammen mit dem Mathematiker Klaus Odenthal 1975 eine „kollektive Versicherungsagentur“ gegründet, aus der dann 1982 Versiko (später umbenannt in Ökoworld) wurde. Anfang Mai dieses Jahres erregte Platow Aufsehen, als er die Übernahme von Strafzahlungen für die Aktivisten der „Letzten Generation“ ankündigte. Zwei Tage später stellte er, um einen möglichen Schaden von Ökoworld abzuwenden, klar, dass er Zahlungen aus seinem Privatvermögen leisten werde.
„Kein Einvernehmen“
Zur Begründung für den Rauswurf wurde in der am 4. August um 9.10 Uhr veröffentlichen Ad-hoc-Meldung auf unterschiedliche Vorstellungen über die künftige Entwicklung des Unternehmens verwiesen. Einer vom Aufsichtsrat am
13. Juli ergangenen Aufforderung, sein Amt „kurzfristig“ niederzulegen, ist Platow damit nicht gefolgt. Es sei in intensiven Gesprächen nicht gelungen, eine „gemeinsame Lösung“ zu finden, sagte der Aufsichtsratsvorsitzende der Ökoworld AG, Heinz J. Hockmann, der Börsen-Zeitung. Der Aufsichtsrat habe sich seit zwei Jahren bemüht, eine Nachfolgeregelung für den in wenigen Tagen 77-Jährigen zu finden. „Trotz verschiedener Vorschläge gab es kein Einvernehmen.“ Da der Vertrag von Platow in neun Monaten auslaufe, sei eine Lösung immer dringlicher geworden.
In einer anderen Ad-hoc-Meldung vom 4. August (8.50 Uhr) heißt es zu der Aufsichtsratssitzung vom 13. Juli weiter, das Gremium wolle Platow „vorzeitig aus wichtigem Grund aus seinem Amt“ abberufen. Es gebe „tiefgreifende Meinungsverschiedenheiten zwischen dem Vorstandsvorsitzenden und den weiteren Mitgliedern des Vorstands sowie zwischen dem Vorstandsvorsitzenden und dem Aufsichtsrat der Gesellschaft über die Führung der Geschäfte der Gesellschaft“. Hockmann betonte im Gespräch mit der Börsen-Zeitung, es gehe um Differenzen bei der Umsetzung, keineswegs aber um die grundsätzliche Ausrichtung des Unternehmens. „Ökoworld steht auch zukünftig für fundamentale Nachhaltigkeit.“
In einer ebenfalls am 4. August veröffentlichten Pressemitteilung mit der Überschrift „Generationenwechsel an der Spitze von Ökoworld“ weist der Aufsichtsratsvorsitzende darauf hin, dass dieser Generationenwechsel „bereits seit langem vorbereitet“ sei. Er sei für eine erfolgreiche Zukunft notwendig, so Hockmann weiter. Sein Lob für Platow fällt zunächst eher knapp aus. Er habe das Unternehmen zusammen mit Klaus Odenthal aufgebaut und „zu einem der führenden und vielfach ausgezeichneten Anbieter nachhaltiger Anlagen in Deutschland ausgebaut. Hierfür gilt ihm unser Dank.“ Im Gespräch ergänzte Hockmann: „Wir bewundern das Lebenswerk von Herrn Platow.“ Jetzt übernehme aber „eine neue Generation ausgewiesener Expertinnen und Experten im Team die Führung“, lässt sich der Aufsichtsratsvorsitzende in der Pressmitteilung zitieren.
Die Aufgaben des bisherigen CEO werden unter den drei weiteren Vorstandsmitgliedern aufgeteilt. Katrin Hammerich, seit Januar 2023 im Vorstand und bisher für Recht sowie Personal zuständig, übernimmt jetzt auch die Ressorts Investor Relations, Risikomanagement und Compliance. Andrea Machost, seit 1. Januar 2022 im Vorstand, wird zusätzlich zum Privatkundenvertrieb jetzt auch für die Ressorts Organisation, Finanzen sowie Portfoliomanagement verantwortlich sein. Torsten Müller, seit 2018 im Vorstand von Ökoworld und seit 2022 Managing Director und Member of the Board der Ökoworld Lux, sind Nachhaltigkeitsresearch, Banken- und Vermittlervertrieb, Marketing und Presse sowie IT zugeordnet.
