PERSONEN

Oli schwört die Rockets ein

Von Walther Becker, Frankfurt Börsen-Zeitung, 13.9.2014 "Dear Rockets", beginnt Oliver Samwer, genannt Oli, seine "Founders Memo" an die Mannschaft des Börsenaspiranten Rocket Internet. "Also lasst uns jetzt unsere Zukunft gestalten", beendet er...

Oli schwört die Rockets ein

Von Walther Becker, Frankfurt”Dear Rockets”, beginnt Oliver Samwer, genannt Oli, seine “Founders Memo” an die Mannschaft des Börsenaspiranten Rocket Internet. “Also lasst uns jetzt unsere Zukunft gestalten”, beendet er seine Botschaft, die der Börsen-Zeitung vorliegt. Wer hofft, dass der Mitgründer, Großaktionär und CEO des Inkubators aus Berlin zur Klarheit der Struktur des Internet-Konglomerats beiträgt, sieht sich getäuscht. Mit einem flammenden Appell, der stellenweise sektenartig klingt, schwört Oli seine Gefolgsleute auf Erfolg ein.Es gehe um einen entscheidenden Moment auf der Reise, eine der weltgrößten Internet-Companies zu bilden. Rocket Internet hat die Start-up-Produktion wie am Fließband organisiert. Geschäftsideen werden kopiert und in verschiedenen Ländern an den Start gebracht. “Wir haben die einmalige Gelegenheit, Teil von etwas zu sein, das unser aller Leben verändert. Ich bin sehr stolz darauf, dass wir diese Gelegenheit bei Rocket mit beiden Händen ergreifen.”Zunächst geht es aber darum, dass Investoren zugreifen. Das IPO im weniger regulierten Entry Standard soll 750 Mill. Euro einspielen bei einer Bewertung von 5 Mrd. Euro, die Banken dem Kandidaten zutrauen. Und vor Rocket soll ja auch die zweite Samwer-Beteiligung, der Onlinehändler Zalando, an die Börse. Kasse machen wollen die Brüder Marc (43), Oliver und Alexander (39) Samwer im ersten Anlauf zwar nicht. Aber in Zeiten billigen Geldes sich ein Denkmal und den Einstieg in den Ausstieg verschaffen, schon.Das Trio prägt die junge deutsche Digitalwirtschaft, seit es 1999 den Ebay-Klon Alando gründete und binnen 100 Tagen für 50 Mill. Dollar an das US-Original verkaufte. Die Brüder werden bewundert für die Dreistigkeit, amerikanische Start-ups zu imitieren und die Modelle außerhalb der USA auszurollen, und gefürchtet wegen ruppiger Methoden und aggressiver Auftritte.Den Ursprung hat das Internet bekanntlich in den USA: “Aber wir dachten sofort – warum nicht im Rest der Welt? Warum nicht Europa? Warum nicht die Leute in Afrika, warum nicht Asien, Lateinamerika, Russland?” Diese Märkte seien nie die Ersten mit Blick auf die Entwicklung und waren “sicherlich schwieriger aufzubauen, aber wir haben immer daran geglaubt, dass Menschen überall die gleichen Grundbedürfnisse haben und dass das Internet für alle ist”. Die Verbraucher dort übersprängen die Entwicklung der physischen Infrastruktur – und das sei eine riesige Chance für Rocket. “Darum gehen wir an die Grenze und darüber hinaus.”Die Globalität von Rocket sei wie ein Hauptgewinn. Doch um Gewinn im traditionellen Sinn geht es nicht: “Wir streben derzeit keine Gewinne an”, hatte Oli zum IPO-Startschuss gesagt. Das brauche Zeit.