Aufsichtsrat

Olympiasiegerin und Motivations­sprecherin für Adidas

Noch immer hält Jackie Joyner-Kersee den Weltrekord im Siebenkampf. An diesem Mittwoch soll sie in den Aufsichtsrat des Sportartikelkonzerns gewählt werden.

Olympiasiegerin und Motivations­sprecherin für Adidas

Von Joachim Herr, München

Wählt die Hauptversammlung an diesem Mittwoch Jackie Joyner-Kersee in den Aufsichtsrat, gelingt Adidas zweifellos ein Coup. Die US-Amerikanerin war in den achtziger und neunziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts eine der prägenden Sportlerinnen der Leichtathletik. In ihren Disziplinen Weitsprung und Siebenkampf ist sie dreifache Olympiasiegerin und vierfache Weltmeisterin. Bis heute hält sie den Weltrekord im Siebenkampf und steht mit 7,49 Metern in der Liste der besten Springerinnen an zweiter Stelle. Adidas war ihr Ausrüster während der Sportkarriere.

Seit dem Ende der Profilaufbahn engagiert sich die 59 Jahre alte Joyner-Kersee mit vielfältigen sozialen Aufgaben. Sie ist Vorsitzende einer nach ihr benannten Stiftung und bezeichnet sich auch als Motivationssprecherin. Es geht ihr darum, Kinder und Jugendliche für Sport zu begeistern und zu fördern, und sie setzt sich für Chancengleichheit, Diversität und Inklusion ein. Auch dieser Aspekt macht die Kandidatin für Adidas interessant, hatte das Unternehmen auf diesem Gebiet doch Lücken zugegeben. Nach einer Debatte über Rassismus mit aufgebrachten Beschäftigten in den USA tauschte Adidas die Personalchefin im Vorstand aus.

Zudem stiege mit der Wahl Joyner-Kersees der Anteil der Frauen im Aufsichtsrat auf sechs der 16 Mitglieder. Für die Kapitalseite sind es bisher zwei Frauen. Joyner-Kersee soll den früheren Daimler-Manager Herbert Kauffmann (70) ersetzen, der seit 2009 im Aufsichtsrat von Adidas ist. Dessen Vorsitzender Thomas Rabe schreibt in einem Brief an die Aktionäre, es sei gut und richtig, das Ziel, Frauen in Führungspositionen zu fördern, auch im Aufsichtsrat zu verfolgen.

Bertelsmann-Konzernchef Rabe erwähnt außerdem Joyner-Kersees Fachwissen: „Ich freue mich ganz besonders, eine solche Legende des Sports mit ihrer langjährigen Erfahrung im US-amerikanischen Sportmarkt“ für den Aufsichtsrat zu gewinnen. Legendär sind auch ihre Duelle mit den damaligen deutschen Spitzenleichtathletinnen: Heike Drechsler im Weitsprung und Sabine Braun im Siebenkampf.

Die DWS, die Fondsgesellschaft der Deutschen Bank, signalisiert vorab Zustimmung für Joyner-Kersee. Sie sei eine herausragende Persönlichkeit. Die Deka erhofft sich von der Amerikanerin „Auftrieb in Sachen Produktstrategie und Markenentwicklung“.

Kritik an Rorsted

Kritisch äußert sich die Deka dagegen über Adidas-Vorstandschef Kasper Rorsted, der Mitglied in zwei Aufsichts- und Verwaltungsräten (Siemens und Nestlé) ist. „Für Kasper Rorsted hat der Tag offensichtlich mehr als 24 Stunden“, vermutet Cornelia Zimmermann von der Deka. „Wir würden uns wünschen, dass er mindestens eines dieser Ämter abgibt, damit mehr Zeit für Führungsaufgaben und einen offenen Ideenaustausch bleibt.“

Aus diesem Grund und weil mehrere Aufsichtsräte eine zu hohe Zahl von Mandaten hätten, kündigt die Deka an, dem Aufsichtsrat die Entlastung zu verweigern. Zum Glück stelle sich diese Frage im Fall von Jackie Joyner-Kersee nicht. Sie ist bisher weder Mitglied eines Aufsichtsrats noch eines vergleichbaren Kontrollgremiums eines Wirtschaftsunternehmens.