Santander

Orcel und Botín müssen weiter warten

Der mit großer Spannung erwartete Beginn des Prozesses zwischen der spanischen Großbank Santander und dem Italiener Andrea Orcel, dem angehenden CEO von Unicredit, wird noch etwas auf sich warten lassen. Die für Mittwoch vorgesehene Anhörung in...

Orcel und Botín müssen weiter warten

ths

Der mit großer Spannung erwartete Beginn des Prozesses zwischen der spanischen Großbank Santander und dem Italiener Andrea Orcel, dem angehenden CEO von Unicredit, wird noch etwas auf sich warten lassen. Die für Mittwoch vorgesehene Anhörung in Madrid wurde verschoben, da sich der zuständige Richter wegen einer Covid-Erkrankung in seinem Haushalt in Quarantäne begeben musste.

Die Vorsitzenden von Santander und UBS, Ana Botín und Axel Weber, müssen sich zu dem langen Rechtsstreit um die geplatzte Verpflichtung Orcels vor Gericht äußern. Es geht um Schadensersatzforderungen von 112 Mill. Euro für den Italiener wegen des gescheiterten Wechsels von UBS nach Spanien vor zwei Jahren. Abgesehen vom Geld steht der Ruf beider Seiten auf dem Spiel.

Im September 2018 hatte Botín, die seit dem Tod ihres Vaters Emilio 2014 an der Spitze von Spaniens größten Kreditinstitut steht, die damals überraschende Verpflichtung von Orcel als neuem CEO bekannt gegeben. Als Chef des Investment Bankings bei UBS hatte der Italiener bei vielen Transaktionen für die Spanier gearbeitet. Man kannte sich. Doch wenige Monate später ruderte Santander zurück und kündigte die Personalentscheidung auf.

Als Grund wurden Differenzen über die variable Vergütung Orcels angegeben. Santander wollte einen Teil der ihm von UBS zustehenden Millionen übernehmen, doch die Schweizer kamen ihren spanischen Kollegen nicht ausreichend entgegen. Der Preis der Neuverpflichtung sei zu hoch für „unsere Unternehmenskultur“ und „gegenüber unseren Mitarbeitern, Kunden und Aktionären“, bekundete Santander in einer Mitteilung.

Orcel verlangte daraufhin eine Gesamtentschädigung von 112 Mill. Euro, für den entgangenen Bonus und die vermeintliche Rufschädigung. Der Streit wurde zur Schlammschlacht, als der Italiener Tonbandaufnahmen seiner Gespräche mit Santander-Leuten, darunter Botín, publik machte. Die Bank warf ihm vor, „in moralisch und ethisch fragwürdiger Weise“ zu handeln.

Rein juristisch betrachtet geht es um die Frage, ob das schriftliche Angebot der Spanier vom Herbst 2018 ein bindender Vertrag war. Im Gegensatz zu Orcel sieht die Bank das nicht so und zitiert eine eigene Pflichtmitteilung an die spanische Marktaufsicht. Dort steht, dass die Ernennung erst rechtskräftig werde, wenn alle zuständigen Autorisierungen gegeben seien. Orcel behauptet, sein Wechsel sei an Machtfragen gescheitert, da Botín als „Executive Chairman“ nach spanischem Modell nicht zu viele Kompetenzen an den CEO abtreten wollte.

Ende Januar gab Unicredit die Verpflichtung Orcels als CEO bekannt. Allerdings schloss man gleich aus, diesen für Ansprüche gegenüber früheren Arbeitgebern zu entschädigen. Bis zur Hauptversammlung der Italiener am 15. April, auf der die Personalie abgesegnet werden muss, wird aus Madrid wohl kein Urteil bekannt sein. In den kommenden Tagen soll ein neues Datum für die vertagte Anhörung verkündet werden. Doch bis zum Urteilsspruch rechnet man mit Wochen oder gar Monaten.