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Osamu Suzuki wird seinen VW-Knochen endlich los

Von Martin Fritz, Tokio Börsen-Zeitung, 1.9.2015 "Gut, dass diese Lösung gekommen ist!", freute sich Osamu Suzuki, der 85-jährige Chairman von Suzuki Motor, nach der Entscheidung des Londoner Schiedsgerichts, den Kooperationsvertrag mit Volkswagen...

Osamu Suzuki wird seinen VW-Knochen endlich los

Von Martin Fritz, Tokio”Gut, dass diese Lösung gekommen ist!”, freute sich Osamu Suzuki, der 85-jährige Chairman von Suzuki Motor, nach der Entscheidung des Londoner Schiedsgerichts, den Kooperationsvertrag mit Volkswagen zum Stichtag 18. Mai 2012 rückwirkend aufzulösen. Das sei so belebend, erklärte der Altmanager mit den buschigen Augenbrauen, der Japans viertgrößten Autobauer mit hochgekrempelten Ärmeln und lockerem Mundwerk seit 1978 führt.Denn die Angelegenheit habe wie ein kleiner Knochen in seinem Hals gesteckt, offenbarte er sein Gefühl. Mit dem Urteil habe Suzuki nun sein größtes Ziel erreicht. Damit meinte der Konzernchef, dass Volkswagen seinen Besitz an Suzuki wieder freigeben muss. Nun werde man den VW-Anteil von 19,9 % zu einem “vernünftigen Preis” zurückkaufen. Keine SelbstkritikKein Wort der Selbstkritik kam aus dem Mund des Manager-Urgesteins. Dabei hatten sein Stolz und sein Unabhängigkeitsdrang zum Scheitern der Kooperation ihren Teil beigetragen. “Wir werden nicht die zwölfte Marke von VW sein”, hatte der Alte schon bei der gemeinsamen Ankündigung der Kooperation im Dezember 2009 in Tokio verkündet.Dann forderte er Martin Winterkorn, damals wie heute VW-Chef, zur Bestätigung auf, dass VW und Suzuki “gleichberechtigte Partner” seien. Winterkorn stimmte dem zu. Doch nur zehn Monate später verkündete der Suzuki-Chairman das Aus für die Zusammenarbeit, weil Deutsche und Japaner ihre gegenseitigen Erwartungen nicht erfüllen konnten.Am Sonntag, als das Urteil des Schiedsgerichts veröffentlicht wurde, hatte der Alte jedoch seinen damaligen Groll überwunden und konnte die vergangenen sechs Jahre bereits eine “sehr wertvolle Erfahrung” nennen. “Ich habe erkannt, dass es Firmen gibt, die anders sind als wir”, sagte Suzuki mit Abstand. Als Konsequenz werde die eigene Unabhängigkeit die Voraussetzung für künftige Geschäfte sein, versprach der Konzernchef. Neuer Anlauf ausgeschlossenAuch in der weiteren Bewertung blieb Suzuki locker wie immer: Man habe schon früher “Unglück in Gelegenheiten verwandelt” und werde sich nun die Zeit nehmen, seine strategischen Optionen zu überdenken. Dabei stellte Suzuki klar, dass er an weiteren Deals mit Volkswagen nicht mehr interessiert sei: “Man heiratet nicht jemanden, von dem man sich hat scheiden lassen”, betonte der Manager.Sein Sohn und designierter Nachfolger Toshihiro Suzuki, der im Juni bereits das Amt des Präsidenten übernommen hat, dürfte dieser Linie folgen: Er hatte damals persönlich mehrmals mit Volkswagen verhandelt und die ersten “konstruktiven Reibereien” mit den Wolfsburgern erlebt.