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Partnervermittler für Insurtechs und Versicherer

Von Antje Kullrich, Köln Börsen-Zeitung, 13.9.2018 Sebastian Pitzlers Arbeitsplatz ist standesgemäß: Loftatmosphäre mit Dachterrasse und Domblick in einem alten Werksgebäude, in dem einst mit Starkstromkabeln experimentiert wurde. In Köln-Mülheim,...

Partnervermittler für Insurtechs und Versicherer

Von Antje Kullrich, KölnSebastian Pitzlers Arbeitsplatz ist standesgemäß: Loftatmosphäre mit Dachterrasse und Domblick in einem alten Werksgebäude, in dem einst mit Starkstromkabeln experimentiert wurde. In Köln-Mülheim, einem Multikulti-Viertel mit großen Industrieflächen der Vergangenheit, hat sich die Start-up-Szene etabliert. Mittendrin sitzt seit einem Jahr das Insurlab Germany. Die Initiative, die von ursprünglich zwölf auf mittlerweile 61 Mitglieder angewachsen ist, hat sich die Förderung junger Tech-Unternehmen im Versicherungsbereich auf die Fahnen geschrieben. 30 Versicherer – von A wie Arag bis zu Z wie Zürich – sind dabei. Vor allem aber ist das Insurlab eine große Partnerbörse für Insurtech und etablierte Assekuranzen. Chef-Netzwerker und Gesicht der Start-up-Initiative ist Sebastian Pitzler, der seit gut einem halben Jahr die Geschäfte führt.Binnen eines knappen Jahres haben sich die vorher tristen, weitläufigen Etagen mit Leben gefüllt. Eine Handvoll Start-ups sind als Untermieter vor Ort, demnächst zieht mit der Gothaer Digital auch der Innovativarm eines traditionellen Branchenvertreters ein. Ein weiterer großer Mieter wird im Oktober erwartet. Daneben gibt es das Accelerator-Programm, mit dem derzeit über den Zeitraum von sechs Monaten fünf internationale Insurtechs, die den deutschen Markt erobern wollen, intensiv betreut und groß gezogen werden. Die Teilnehmer Kasko, Motion S, Stilfresh, Rightindem und Polywizz kommen aus Großbritannien, Israel, Luxemburg, Deutschland und Kamerun.Das Insurlab Germany will jedoch weit mehr sein als ein Kindergarten für junge Insurtechs. Pitzler und sein Team organisieren in diesem Jahr mehr als 30 Veranstaltungen, auf denen Insurtechs und Versicherer Kontakte knüpfen und zusammenarbeiten können. “Wir sind kein Event-Veranstalter mit Häppchen und Schampus im Angebot”, stellt Pitzler klar. In den Workshops, Innovation Days und Konferenzen wird an konkreten Themen und Projekten gearbeitet. Die Mitgliedsunternehmen werden befragt, welche Digital-Themen sie gerade beschäftigen und wo sie sich Angebote wünschen. Es geht mehr um Inhalte als um Investments und Investorensuche. Netzwerker und TechieDer 37-jährige Pitzler kann beim Insurlab zwei seiner Leidenschaften verbinden: Netzwerken und IT. “Ich bin Techie durch und durch”, sagt der Apple-Fan von sich selbst. Was elektronische Neuheiten angehe, sei er ein Early Adopter. Der Vater eines kleinen Sohnes hat IT-Systemkaufmann gelernt und an der Fachhochschule Köln und der TU München studiert. Zehn Jahre hat er im Ergo-Konzern vor allem im IT-Bereich gearbeitet, zuletzt als Chef des Innovation Lab in Berlin. Drei Jahre Exil in der Hauptstadt seien genug gewesen, sagt der gebürtige Kölner.Mit Pitzler steht bereits der zweite frühere Ergo-Manager an der Spitze des Insurlab. Sein Vorgänger, der ehemalige Ergo-Chef Torsten Oletzky, baute die Initiative auf, ehe er an die Fachhochschule Köln wechselte. Dabei ist die Ergo gar nicht Mitglied bei Insurlab. Als Tochter der Munich Re dürfte es gewisse Interessenkonflikte geben. Denn die Münchener Assekuranz-Schwergewichte Allianz und Munich Re haben eine eigene Start-up-Initiative gegründet. Das Insurtech Hub als Konkurrent des Insurlab hat vor allem bayerische Versicherer gewinnen können.Auch wenn die beiden Marktführer in Köln nicht dabei sind, sieht Pitzler im größeren Netzwerk des Insurlab einen Vorteil. Er ist fest davon überzeugt, dass Start-ups vor allem als Kooperationspartner der etablierten Versicherer eine Zukunft haben. “Digital Ecosystems, Internet of Things, Health, Smart Home und Connected Cars sind Themen, mit denen wir uns in den kommenden Jahren sicherlich zunehmend beschäftigen werden”, glaubt der Netzwerker. Bei allen Themen könnten Start-ups den großen Anbietern nach vorne helfen. Die Partner sollen sich, so Pitzlers Plan, am besten im Insurlab finden.