Patrizia stellt sich hinter Asoka Wöhrmann
Patrizia stellt sich hinter Asoka Wöhrmann
jsc Frankfurt
Der ehemalige Chef der Fondsgesellschaft DWS erhält angesichts laufender Ermittlungen der Staatsanwaltschaft rund um den Vorwurf falscher Angaben zur nachhaltigen Kapitalanlage Unterstützung von seinem neuen Arbeitgeber Patrizia: Die Augsburger Immobilieninvestmentgesellschaft befördert Asoka Wöhrmann nach einer nur dreimonatigen Übergangszeit zum alleinigen CEO, wie das Unternehmen am Dienstag mitteilte. Zur Berufung im Mai hatte die Gesellschaft noch offengelassen, wie lange die “kurze Übergangszeit” an der Seite des bisherigen Firmenchefs Wolfgang Egger dauern wird.
Auch nutzt Egger, der als Firmengründer und Mehrheitseigner die Fäden in der Hand hält, die Vollzugsmeldung für ein deutliches Lob: Er bezeichnete Wöhrmann etwa als “perfekten Nachfolger” und bescheinigt ihm eine “hohe Integrität”, “große Führungsfähigkeiten” und eine “außergewöhnliche Erfolgsgeschichte” – offenbar eine Replik auf die Greenwashing-Vorwürfe, auch wenn diese nicht ausdrücklich erwähnt werden.
Anfang Mai gab Patrizia bekannt, Wöhrmann als designierten CEO und Nachfolger von Egger gesetzt zu haben. Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gegen die DWS waren zu diesem Zeitpunkt schon seit fast einem Jahr öffentlich bekannt. Seither stieg der Druck: Vor wenigen Wochen berichtete das “Handelsblatt” unter Berufung auf mit dem Sachverhalt vertraute Personen, die Staatsanwaltschaft habe ein “förmliches Ermittlungsverfahren” gegen Wöhrmann eingeleitet. Die Behörde bestätigte damals Ermittlungen gegen eine natürliche Person, nannte aber keinen Namen.
Egger behält Einfluss
Für Patrizia kam es damit zum Schwur: Die “kurze Übergangszeit” hätte das Unternehmen nach eigenem Ermessen dehnen können, um ein etwaiges Ergebnis der Ermittlungen abzuwarten – nun aber schafft die Gesellschaft rasch Fakten.
Zugleich beansprucht Egger, der zur Jahresmitte über die Firma First Capital Partner 51,8% der Anteile hielt, eine weiter starke Managementrolle: Die Funktion als geschäftsführender Direktor behält er bei. Im Mai hatte die Gesellschaft lediglich erklärt, Egger werde sich “auf die bestehenden und zukünftigen strategischen Kundenbeziehungen und die strategische Weiterentwicklung des Unternehmens konzentrieren” und weiterhin “auch” dem Verwaltungsrat angehören. Dabei blieb seine künftige exekutive Funktion offen.
Auch DWS sieht “keine Belege” für Fehlverhalten
Auch die DWS hatte zuvor Wöhrmann den Rücken gestärkt. Das Unternehmen verzichtete bei der Abfindung des Managers in Höhe von 8,15 Mill. Euro darauf, die Clawback-Regeln ausdrücklich an etwaige strafrechtliche Konsequenzen zu koppeln, wie der Stimmrechtsberater Glass Lewis monierte – offenbar rechnet die DWS nicht mit einem Prozess oder gar einer Verurteilung. Der Aufsichtsrat der Fondsadresse hatte bereits im Jahr 2021, also vor der Razzia im Mai 2022, eine Untersuchung in Auftrag gegeben und „keine Belege“ für damals schon laut gewordene Vorwürfe gefunden, wie im Geschäftsbericht für 2022 zu lesen ist. Auch nach der Razzia habe ein Sonderausschuss „keine Sachverhalte“ erkannt, die eine weitere Prüfung erforderlich gemacht hätten.