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Perfekter Auftakt für ABB-Chef Rosengren

Von Daniel Schauber, Frankfurt Börsen-Zeitung, 23.7.2020 Einen besseren Zeitpunkt hätte sich Björn Rosengren (61) für seinen Amtsantritt bei ABB nicht wünschen können. Um Missverständnissen vorzubeugen: Das ist nicht zynisch, sondern völlig ernst...

Perfekter Auftakt für ABB-Chef Rosengren

Von Daniel Schauber, Frankfurt Einen besseren Zeitpunkt hätte sich Björn Rosengren (61) für seinen Amtsantritt bei ABB nicht wünschen können. Um Missverständnissen vorzubeugen: Das ist nicht zynisch, sondern völlig ernst gemeint. Rosengren tritt als Aufräumer bei ABB an. Sanierer müssen mit kühlem Blick arbeiten. Krisen spornen sie an. Und alles was dazu dient, zusätzliche Kosten zu sparen, spielt ihnen in die Hände.Die globale Pandemie, die die Weltwirtschaft und auch die Welt des Maschinenbau- und Elektrotechnik-Konglomerats ABB durchrüttelt, liefert Rosengren zusätzliche Anlässe, wenn nicht gar Vorwände, um jetzt den ganz dicken Rotstift herauszuholen. Der Zürcher Konzern steht seit langem in dem Ruf, eine aufgeblähte Verwaltung vor sich herzutragen. Der globale Lockdown macht es möglich, jetzt zu sparen, dass es quietscht. Ein Beispiel: Budgets für Geschäftsreisen und Messeauftritte werden dieses Jahr ohnehin brachliegen, und man wird nach der Pandemie überrascht feststellen, dass Online-Meetings ohnehin viel effizienter sind als Flugreisen. Viele Budgets, die bislang mit Zähnen und Klauen verteidigt wurden, wird man dauerhaft streichen.Rosengren, der zuletzt Chef des schwedischen Spezialmaschinenbauers Sandvik war, hat bei seinen Effizienzprogrammen die volle Rückendeckung der Großaktionäre Wallenberg (12,1 %) und Cevian (5,9 %), die mit der Performance von ABB seit langem unzufrieden sind. Rosengren genießt den Ruf, schnell durchzugreifen, wenn die Ertragsziele nicht erfüllt werden. Und da er sich diesen Ruf hart erarbeitet hat, wird man auf die ersten Opfer seiner Strategie nicht lange warten müssen.Im Juni hatte er angekündigt, weitere Teilbereiche auf den Prüfstand zu stellen, so dass wohl alles auf eine weitere Aufspaltung von ABB hinausläuft. Einzelheiten zur Überprüfung des Portfolios will Rosengren, der seit März die Zügel bei dem Siemens-Konkurrenten in der Hand hält, im November bekannt geben. Als Ziel für die operative Marge (Ebita) hat er 15 % im Blick. Im zweiten Quartal, für das gestern Zahlen vorgelegt wurden, lag sie konzernweit bei 10,6 %.”Die operativen Margen des Konzerns sind besser als erwartet ausgefallen, wobei sich der Geschäftsbereich Antriebstechnik besonders gut entwickelt hat”, sagte Rosengren am Mittwoch mit Blick auf das zweite Quartal – das erste Vierteljahr, das er voll verantwortet. Es ist nur eine Momentaufnahme, aber mit 17,7 % liegt die Antriebstechnik schon jenseits des 15-Prozent-Ziels, während die von der Autoindustrie abhängige Robotik mit 6,8 % Marge das Schlusslicht der vier Sparten bildet. Man ahnt, wo es im Konzern bald richtig ungemütlich wird.