Schlussverkauf an der Londoner Börse

Carlos Slim steigt bei BT ein

Carlos Slim hat sich bei BT eingekauft. Europäische Telefongesellschaften haben es dem mexikanischen Oligarchen angetan.

Carlos Slim steigt bei BT ein

Telekom-Austria-Mehrheitseigner Carlos Slim steigt bei BT ein

hip London
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Der mexikanische Milliardär Carlos Slim (84) hat sich mit 3,2% an der britischen BT Group beteiligt. Wie einer Pflichtveröffentlichung zu entnehmen ist, erwarb der Mehrheitseigentümer von Telekom Austria 3,16% der einst als British Telecom bekannten FTSE-100-Gesellschaft. Damit gehört er neben Iliad-Gründer Patrick Drahi (24,5%) und der Deutschen Telekom (12%) zu den größten Anteilseignern des Ex-Monopolisten.

In der europäischen Telekombranche ist sein Name wohlbekannt. Vor gut einem Jahrzehnt versuchte er, die niederländische KPN zu übernehmen. Ohne Erfolg. Auch an Telecom Italia und Portugal Telecom hatte er Interesse. Kein Wunder, dass sein Einstieg bei BT in der Londoner City mit großem Interesse aufgenommen wurde. Man begrüße jeden Anleger, der den langfristigen Wert des Geschäfts erkenne, verlautbarte BT.

Einstieg als „Türöffner“

„Für sich allein betrachtet, hat das Investment nicht allzu viel zu bedeuten“, sagte die Analysten Sophie Lund-Yates von Hargreaves Lansdown. „Potenziell ist es jedoch ein Türoffner für interessante Ereignisse in der Zukunft.“ Niedrige Bewertungen haben dazu geführt, dass seit dem EU-Austritt reihenweise britische Firmen von ausländischen Käufern übernommen und vom Kurszettel gestrichen wurden. Beim Rivalen Vodafone stieg E& aus den Vereinigten Arabischen Emiraten ein.

Slim war einmal der reichste Mann der Welt. Im vergangenen Jahr durchbrach sein Vermögen dank der Aufwertung des mexikanischen Peso gegen den Dollar erstmals die Grenze von 100 Mrd. Dollar. Der Großteil davon besteht aus seinem Anteil an der Telekomgesellschaft America Movil.

Immer noch im Tagesgeschäft aktiv

Der 84-Jährige hat zwar seinen Kindern Anteile an seinen Unternehmen übertragen. Dennoch kümmert er sich nach wie vor um das Tagesgeschäft. Auch Enkel haben mittlerweile Führungspositionen in seinem Firmenreich inne. Vanessa Haji Slim sitzt im Board von America Movil, ihr Bruder und ein Cousin im Board von Minera Frisco

Die Eltern des Oligarchen waren maronitische Christen, die aus dem Libanon ausgewandert waren. Sein Vater hatte Verbindungen zur Kataeb-Partei. Slims verstorbene Ehefrau war eine Cousine der libanesischen Präsidenten Bashir und Amin Gemayel. Sein Bruder Julian arbeitete angeblich für den berüchtigten mexikanischen Geheimdienst DFS.

Sinn fürs Geschäft

Als Kind spielte Slim gerne Baseball in einem Park von Polanco, einem gutsituierten Vorort von Mexiko-Stadt. Sein Vater, der einen Laden betrieb, brachte ihm schon früh bei, wie man Geschäfte macht. Er kaufte Anleihen und Aktien. An der Universität studierte er jedoch Ingenieurwissenschaften. 1965 gründete er das Brokerhaus Inversora Bursatil.

Das große Geld verdiente er durch die Privatisierungen der späten 1980er- und 1990er-Jahre. Damals sicherte er sich die Telefongesellschaft Telmex, aus der er America Movil machte. Slim war optimistisch für sein Land, wenn es sich in der Krise befand. Das zahlte sich für ihn aus.

Begegnung mit dem Tod

Im Alter von 57 Jahren wäre er bei einer Herzoperation im Texas Heart Institute fast gestorben. Vorübergehend war er klinisch tot, wie er seinem Biografen Diego Enrique Osorno erzählte. Die Ärzte hätten nach einer starken Blutung beim Austausch einer Herzklappe 31 Blutkonserven benötigt. Doch er kam wieder zurück.

Aus Sicht von Osorno waren der mathematische Verstand und der Sinn fürs Geschäft zwar von großer Bedeutung für den Erfolg von Slim. Ausschlaggebend sei aber sein politisches Gespür gewesen. Mit Mexikos ehemaligem Präsidenten Andrés Manuel López Obrador („Amlo“) pflegte er gute Beziehungen. Nach der Wahl von Amlos Protégé Claudia Sheinbaum zu seiner Nachfolgerin dürfte sich am guten Verhältnis zur politischen Führung nichts ändern.

Einer der Gründe dafür ist das Interesse der Regierung an „nationalen Champions“. Hauptgrund dürfte sein, dass an Slim kein Weg vorbeiführt. Nach Rechnung der „Financial Times“ machen von ihm beherrschte Unternehmen ein Fünftel der mexikanischen Standardwerte aus.

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