Trennung könnte teuer werden

Pfeiffer-Chefin Britta Giesen geht Knall auf Fall

Abrupter Abschied: CEO Britta Giesen verlässt Pfeiffer Vacuum mit sofortiger Wirkung, ohne dass eine Nachfolge kommuniziert wird. Auffallend ist die lange Restlaufzeit des Vertrags.

Pfeiffer-Chefin Britta Giesen geht Knall auf Fall

Pfeiffer-Chefin Giesen geht Knall auf Fall

hek Frankfurt

Der Pumpenhersteller Pfeiffer Vacuum verliert seine Vorstandschefin Britta Giesen. Wie aus einer Mitteilung des Unternehmens hervorgeht, scheidet die CEO Knall auf Fall aus. Der Aufsichtsrat habe sich mit Giesen darauf verständigt, den Anstellungsvertrag mit Ablauf des 9. April zu beenden. Giesen habe ihr Amt mit sofortiger Wirkung niedergelegt.

Keine Informationen enthält die Mitteilung zu einer Nachfolgeregelung. Auch das deutet darauf hin, dass der Abschied abrupt erfolgte. Zu den Hintergründen macht Pfeiffer Vacuum auch auf Nachfrage keinerlei weitergehende Angaben. In einer Presseerklärung wird auf das Wirksamwerden des Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrags zwischen dem Großaktionär, der Busch-Gruppe, und Pfeiffer im Mai vergangenen Jahres und die Integration wichtiger Funktionen der beiden Unternehmen Bezug genommen. Diese Sachverhalte sind allerdings seit längerem bekannt.

Lange Restlaufzeit

Giesen verlasse das Unternehmen „im besten gegenseitigen Einvernehmen“, heißt es. Der Aufsichtsrat danke ihr „für die sehr erfolgreiche Entwicklung des Unternehmens mit signifikantem Umsatzwachstum bei steigender Profitabilität in den vergangenen Jahren“.

Auffällig ist die lange Restlaufzeit des Vorstandsvertrags von vierdreiviertel Jahren. Der bis Ende 2028 verlängerte Dienstvertrag begann erst Anfang 2024. Das bedeutet: Die Trennung könnte teuer werden für Pfeiffer. Über die Vertragsverlängerung hatte der Vakuumpumpenhersteller auf der Hauptversammlung im Mai 2023 informiert.

Neue Vorstandsstruktur

Beobachter vermuten, dass die im März dieses Jahres beschlossene neue Vorstandsstruktur mit dem plötzlichen Ausscheiden Giesens zusammenhängen könnte. Zumal sie mit der neuen Ressortzuordnung nach Bestellung eines zusätzlichen Vorstandsmitglieds einige Zuständigkeiten abgab und ihr mit Chief Operating Officer Wolfgang Ehrk ein Stellvertreter an die Seite gestellt wurde – ein ungewöhnlicher Schritt für ein bisher zwei- und nun dreiköpfiges Gremium.

Als weiteres Mitglied zog Thilo Rau als Chief Information Officer in den Vorstand ein, eine Funktion, die laut Firmenangaben „die nachhaltige Bewältigung informationstechnischer Herausforderungen“ sicherstellen soll. Der Wirtschaftsingenieur habe bereits viele IT-Projekte verantwortet und solle nun die Zusammenführung wichtiger Funktionen in die Matrix der Busch-Gruppe beschleunigen. Darüber hinaus sind bei Rau, der derzeit auch CFO des Großaktionärs Busch ist, die Zuständigkeiten für Finanzen und Controlling, Compliance, Recht, Kommunikation und Investor Relations angesiedelt.

Ressortzuordnung verändert

Nach der neuen Ressortzuordnung blieb Giesen für globalen Vertrieb und Service, Forschung und Entwicklung, Produktmanagement, gesellschaftliche Verantwortung und Personal verantwortlich, gab aber IT sowie Finanzen und Controlling ab. Das Ressort Konzernstrategie wurde aufgelöst. Die 1966 geborene Wirtschaftsingenieurin zog im Oktober 2020 in den Pfeiffer-Vorstand ein und leitete das Gremium seit Anfang 2021.

Sie kam vom Gebäudemanager ISS Facility Services, wo sie als Chief Operating Officer fungierte. Zuvor arbeitete die promovierte Managerin unter anderem als CEO für Thyssenkrupp Access Solutions und in verschiedenen Funktionen für den Pumpenkonzern KSB. Ihre Karriere begann Giesen als Unternehmensberaterin bei A.T. Kearney.

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