sck – Philippe Camus prägte einst jahrelang die europäische Luftfahrtindustrie an der Spitze des Airbus-Mutterkonzerns EADS. Nach seinem Ausscheiden bei dem von Deutschen und Franzosen dominierten Konzern vor acht Jahren wurde es aber um ihn nicht ruhig. Im Gegenteil: Der gebürtige Pariser und Absolvent französischer Eliteuniversitäten ist seit Oktober 2008 Chairman des Board of Directors des krisengeschüttelten Telekommunikationsausrüsters Alcatel-Lucent. Dieser Posten verlangt ihm sehr viel ab, hält die Misere des französisch-amerikanischen Unternehmens doch schon seit Jahren an. Im Februar geriet der kleingewachsene Camus in die Schlagzeilen, als er den Europa-Chef von Vodafone, Michel Combes, als Nachfolger des glücklosen CEO Ben Verwaagen installierte. Mit Krisenmanagement kennt sich Camus aus.Der wegen seiner ausgleichenden Art geschätzte Manager machte zuvor bei EADS so manche Krise durch. Dabei ging es oftmals um hausinterne Machtkämpfe. So auch im Frühjahr 2005, als er einen Streit mit dem damaligen Airbus-Chef Noël Forgeard verlor. Den Ausschlag gab seinerzeit Staatspräsident Jacques Chirac, der Forgeard unterstützte. Der Co-CEO von EADS musste gehen. Camus kehrte danach für kurze Zeit in die Lagardère-Gruppe zurück, wo er schon vor seiner Zeit bei EADS leitende Funktionen innehatte. Er war ein enger Vertrauter des 2003 verstorbenen Rüstungsunternehmers Jean-Luc Lagardère, dessen Sohn Arnaud vor kurzem nun endgültig das Verhältnis zu EADS kappte. Der Medienkonzern stieg aus dem EADS-Aktionariat aus.Im Zuge der Neuordnung der Airbus-Mutter ging Anfang des Jahres in Paris das Gerücht um, Camus könnte zu EADS zurückkehren. Einen Posten im Board of Directors bekam er dann aber doch nicht. Am Freitag wird der Jazz-Liebhaber Camus 65 Jahre alt.