Physiker mit Berater-Gen
Von Annette Becker, EssenJung, dynamisch, zielstrebig – so präsentiert sich Karsten Wildberger, seit 1. April Chief Markets Officer der neuen Eon. Der 46-jährige Manager bringt einen reichhaltigen Erfahrungsschatz von seinen früheren Arbeitgebern mit, bei denen es sich mit Ausnahme der Boston Consulting Group allesamt um Telekommunikationskonzerne handelte – angefangen bei Deutsche Telekom über Vodafone bis hin zu Telstra.Für Wildbergers neuen Arbeitgeber sind das wertvolle Erkenntnisse, sind die Versorger doch mit vergleichbaren Umbrüchen in ihrer Industrie konfrontiert, wie es die Telekomriesen schon vor Jahren waren. Parallelen lassen sich jedoch nicht nur in der Kombination aus reguliertem und nicht reguliertem Geschäft, der Bedeutung der kapitalintensiven Netzinfrastruktur und den Herausforderungen durch die Digitalisierung finden.Auch kulturell gibt es nach Einschätzung von Wildberger jede Menge Ähnlichkeiten – allen voran die Tatsache, dass neuerdings der Kunde im Zentrum aller Überlegungen steht. Vom Kunden her denken, Mehrwert für den Kunden schaffen – der klassische Managersprech eben. Sie mit Leben zu füllen, ist die Kernaufgabe des promovierten Physikers, der den Berater-Habitus beibehalten hat.Breit gefächert ist der Zuständigkeitsbereich des Managers, der in den vergangenen vier Jahren im Vorstand des australischen Telekomkonzerns Telstra saß und dort für das Massengeschäft (Retail) und die Produktentwicklung verantwortlich zeichnete. Bei Eon allerdings muss sich der gebürtige Gießener auch mit dem Erzeugungsgeschäft, das nach der Abspaltung von Uniper den Bereich der erneuerbaren Energien umfasst, beschäftigen.Darüber hinaus ist Wildberger für Marketing, digitale Transformation und Innovation zuständig. Es gelte also mehrere Bälle gleichzeitig in der Luft zu halten, umschreibt der Manager die Aufgabenvielfalt. Während er beim Thema Erneuerbare künftig die Effizienz stärker in den Vordergrund rücken will, plant er sich bei neuen Produkten zunächst ganz gezielt auf ein, zwei Lösungen für das Massengeschäft zu konzentrieren. Konkreter will der Neue nach seinen ersten 100 Eon-Tagen noch nicht werden. Beeindruckende OffenheitDer Kontakt zu Eon kam vor 14 Monaten über ein Telefonat mit Vorstandschef Johannes Teyssen und Bernhard Reutersberg, seinem Vorgänger im Eon-Vorstand, zustande. Die beiden wollten sich mit Telstra über Kunden- und Produktlösungen austauschen. Der damals geknüpfte Kontakt blieb erhalten, und Wildberger, der sein Haus in Viersen nie aufgegeben hatte, zog es offenbar auch wieder in heimische Gefilde. Die Rückkehr nach Deutschland hat der Vater zweier Kinder bislang nicht bereut, wenngleich ihn die Offenheit der Australier für Neues nachhaltig beeindruckt hat.