Pictet-Teilhaber Collardi verlässt das Unternehmen
jsc
Die Genfer Privatbank- und Assetmanagement-Gruppe Pictet verliert eine bekannte Führungskraft: „Nach sorgfältiger Überlegung und in Absprache mit dem Teilhabergremium“ habe Boris Collardi entschieden, von seiner Funktion als Teilhaber zurückzutreten und per Anfang September das Unternehmen zu verlassen, teilte Pictet am Mittwoch mit. Der Manager war zuvor über viele Jahre hinweg Chef der Schweizer Privatbank Julius Bär, ehe er Mitte 2018 zu Pictet stieß.
Skandal bei Bär hallt nach
Die Entscheidung folgt eineinhalb Jahre nachdem die Finanzaufsicht Finma Collardis alte Wirkungsstätte Julius Bär wegen „schwerer Mängel in der Geldwäschereibekämpfung“ gerügt hatte und ihr einschneidende Vorgaben auferlegte. Die Aufsicht erkannte Fehlverhalten der Bank im Kontext mutmaßlicher Korruptionsfälle rund um den venezolanischen Ölkonzern PDVSA und den Fußballverband Fifa. Collardi selbst erhielt eine Rüge, wie Medien im Januar dieses Jahres berichtet hatten. Die „Neue Zürcher Zeitung“ sprach von einer „gelben Karte“.
Pictet hatte sich seinerzeit hinter Collardi gestellt. Auf Nachfrage verneinte ein Sprecher von Pictet, dass Collardi innerhalb der Gruppe wegen des damaligen Skandals nicht mehr haltbar gewesen sei. Der geschäftsführende Senior-Teilhaber Renaud de Planta äußerte in der Mitteilung seinen Dank und verwies auf einen bedeutenden Beitrag, den Collardi für Pictet geleistet habe. „Er wird uns fehlen, und wir wünschen ihm alles Gute für seine Zukunft.“
Das Teilhabergremium der Gruppe, die ihre Wurzeln auf 1805 datiert, schrumpft damit von geplant neun auf acht Köpfe. Erst im Juni hatte Pictet, die weltweit 690 Mrd. sfr verwaltet, Elif Aktugğ und François Pictet in den Teilhaberkreis berufen. Das Gremium vereint verschiedene Zweige und Generationen. Zugleich versüßt Pictet die Mitteilung mit Geschäftszahlen: Der Gewinn stieg im ersten Halbjahr um 142% auf 636 Mill. sfr.