ESM-Chef Pierre Gramegna wird 65
Pierre Gramegna 65
kjo Luxemburg
Ein Vollblut-Diplomat mit jahrelanger, internationaler Erfahrung – so lässt sich Pierre Gramegna trefflich beschreiben. Seit Ende 2022 ist er Chef des Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM). Und in dieser Funktion kommt ihm sein jahrelanges Wirken als Diplomat sehr entgegen. Und der Luxemburger ist mit dieser Erfahrung ohne Zweifel auch eine gute Besetzung aus europäischer Sicht. Vor seiner Zeit als ESM-Chef war Gramegna Finanzminister im Kabinett von Premierminister Xavier Bettel. Er gehört wie Bettel der DP (Demokratesch Partei) an, dem Luxemburger Pendant zur FDP. Eine Herzensangelegenheit als Finanzminister war ihm Green und Sustainable Finance, ein Bereich, in dem Luxemburg international führend ist, schließlich liegen im Großherzogtum die Wurzeln der Green Bonds, die im Sommer 2007 von der Europäischen Investitionsbank (EIB) – der Bank der Europäischen Union – aus der Taufe gehoben wurden und in den Folgejahren einen weltweiten Siegeszug feierten. Oft hat er sich zusammen mit Werner Hoyer – seit knapp zwölf Jahren Präsident der EIB – mit Nachdruck für das Vorantreiben der grünen Finanzen auf den internationalen Kapitalmärkten stark gemacht. In seine Zeit als Finanzminister fiel auch die Einführung des kostenlosen öffentlichen Personennahverkehrs, eine Errungenschaft, die weit über die Grenzen Luxemburgs Beachtung fand, schließlich war es das erste und einzige Land weltweit, dass allen Menschen eine kostenlose Beförderung mit Bus, Straßenbahn und Zug ermöglichte.
Ende 2021 schied Gramegna überraschend aus dem politischen Geschäft aus, aus privaten Gründen, wie er verkündete, schließlich wurde er kurze Zeit später Großvater und wollte sich mehr der Familie widmen. Weggenossen hegten aber immer leise Zweifel, ob das politische Geschäft ihn nicht doch noch weiter in den Fingern juckte. Im Gespräch war er für den ESM-Chefposten, aber erst Ende 2022 war er im zweiten Anlauf erfolgreich.
Der Jurist und Ökonom Gramegna ist gebürtiger Escher. Esch sur Alzette oder Esch-Uelzecht, wie es auf luxemburgisch heißt, ist nach Luxemburg-Stadt die zweitgrößte Stadt des Landes und weist wichtige Wurzeln für das Land auf. Im Süden gelegen ist es die Region mit den früheren Eisenerzvorkommen, die das Land im vorigen Jahrhundert reich machten. Esch ist auch sein Wahlkreis. Gramegna ist begeisterter Fußballfan und Anhänger des AC Mailand. In Luxemburg schlägt sein Fußballherz für die Escher Jeunesse, früherer Rekordmeister der Luxemburger Liga. In seiner Freizeit widmet er sich gern der Fotografie, und er reist gern nach Italien. Gramegna wird am 22. April 65 Jahre.