PR-Preis „Seismograph“ an Andreas Bartels
cd
Er gehört zweifelsohne zu den ganz wenigen Kommunikationschefs großer Konzerne, die schon mal die Pressemitteilung zum eigenen Insolvenzantrag vorbereitet haben. Dass es dazu dann doch nicht kam und Andreas Bartels unverändert die Konzernkommunikation der Deutschen Lufthansa leitet, ist unter anderem seinen Erfahrungen in der Krisenkommunikation und dem guten Zusammenspiel mit seinem Chef, Lufthansa-Vorstandsvorsitzendem Carsten Spohr, in der Coronakrise zu verdanken. Denn Lufthansa, die zur Krisenzeit pro Minute bis zu 1 Mill. Euro „verbrannte“, stand vor der Pleite, wenn nicht seinerzeit in letzter Minute der Bund und andere Aktionäre frisches Kapital und Garantien gegeben hätten. Für seine hochprofessionelle Krisenkommunikation, nicht nur während der Pandemie, sondern auch nach Ereignissen wie dem vom Piloten herbeigeführten Absturz der Germanwings-Maschine in den französischen Alpen im März 2015, hat jetzt Andreas Bartels (51) die Auszeichnung „PR-Manager des Jahres 2021“ und die damit verbundene Trophäe des „Seismograph“ verliehen bekommen.
Bei der erstmals seit 2019 wieder stattgefundenen Preisvergabe und -verleihung erinnerte Thomas Rommerskirchen, Geschäftsführer des gleichnamigen Verlags, in dem das Branchenblatt „PR-Magazin“ erscheint, an die existenzbedrohende Phase der Lufthansa nach Ausbruch der Covid-19-Pandemie, als der weltweite Flugverkehr quasi über Nacht zusammenbrach und 90% der Lufthansa-Flugzeuge am Boden blieben. Für die Jury, die überwiegend aus bisherigen Preisträgern besteht, würdigte Christoph Sieder (Syngenta, zuvor ABB und Lanxess) die verbindliche externe Kommunikation rund um die staatlichen Milliardenhilfen sowie die interne Kommunikation in einer Zeit, in der die Lufthansa ihre Belegschaft binnen Jahresfrist von 140000 auf 110000 Mitarbeiter reduzieren musste.
Erst Banken, dann Lufthansa
Bartels, der seine berufliche Laufbahn 1997 als Pressesprecher beim Niedersächsischen Sparkassen- und Giroverband in Hannover begann, dann 2000 zu Comdirect und 2002 zur Deutschen Bank wechselte, kam 2007 als Leiter Media Relations zur Lufthansa. Seit 2016 ist er Leiter Group Communications. Vorstandschef Spohr schätzt an Bartels Verlässlichkeit wie auch Professionalität und den kühlen Kopf in Krisensituationen. Dass er zusammen mit Bartels in schwierigen Situationen schon mal zum Instrument „Management per Pressemitteilung“ griff, um Bewegung in festgefahrene Verhandlungen zu bringen, setze ein Vertrauensverhältnis und Zusammenspiel „wie in einer alten Ehe“ voraus, bekennt Spohr.
Dass der Preisträger mit seinem Chef einen anspruchsvollen Counterpart hat, lässt dessen Hinweis erkennen, dass Spohr nicht nur CEO, Wirtschaftsingenieur und Pilot sei, sondern auch ambitionierter Kommunikator. Nicht ohne Grund wird der Lufthansa-Chef in der 50 Köpfe starken Kommunikationsabteilung unter der Chiffre „Unser Leser Nummer 1“ geführt.