Credit-Suisse-Bankier

Rainer E. Gut verstorben

Rainer E. Gut war der Begründer der modernen Credit Suisse. Unter ihm erlebte die Bank ihre Internationalisierung und den Vorstoß unter die führenden Adressen der Wall Street. Am 11. Oktober verstarb der Bankier bei bis zuletzt guter Gesundheit im Wissen, dass sein Lebenswerk mit der Übernahme der CS durch die UBS keine Fortsetzung gefunden hat.

Rainer E. Gut verstorben

Rainer E. Gut †

Rainer Gut

dz Zürich

Rainer E. Gut stieg 1977 in dem für die damaligen Verhältnisse relativ jungen Alter von 44 Jahren an die Spitze der Credit-Suisse-Geschäftsleitung auf. Seine Berufung war die fast zwangsläufige Folge eines gigantischen Betrugsskandals, der die Bank schon vor 46 Jahren zum ersten Mal haarscharf am Untergang vorbeischrammen ließ. Rainer Gut war der Einzige in der damaligen Generaldirektion, dem man für die Versäumnisse keinen Vorwurf machen konnte.

Die von dem Skandal gedemütigte Zürcher Finanzelite zeigte sich vom Retter der Traditionsbank dennoch alles andere als begeistert. Der Mann sei "ambitiös und gefährlich", habe man sich hinter vorgehaltener Hand zugeraunt. Als Auswärtiger, als Katholik im protestantischen Zürich, als Aufsteiger ohne Hochschulbildung und als Spross einer Familie ohne Einfluss habe Gut nach dem Aufstieg an die CS-Spitze schwierige Bedingungen angetroffen, erinnert sich ein Weggefährte. Doch Gut kompensierte die Nachteile mit seinen starken Instinkten für geschäftliche Opportunitäten und für loyale Persönlichkeiten, denen er die Umsetzung seiner Ideen anvertrauen konnte.

Unter dem mit einer Amerikanerin verheirateten Präsidenten begab sich die Credit Suisse rasch auf einen strammen Internationalisierungskurs, der zu Beginn der 1990er Jahre in der Übernahme der in Schieflage geratenen Wall-Street-Bank First Boston gipfelte. Die Umsetzung dieses strategisch weitsichtigen Entscheides blieb aber mangelhaft, was mit ein Grund dafür war, dass die Credit Suisse im März 2023 nach verlustreichen Jahren von der UBS übernommen wurde.

Gut war bis dahin Ehrenpräsident der Bank geblieben, obschon er deren Führung bereits im Jahr 2000 in andere Hände gelegt hatte. Der Titel war die Anerkennung für die prägende Rolle, die der Bankier über viele Jahre weit über sein Institut hinaus in der ganzen Schweizer Wirtschaft gespielt hatte. Gut spielte eine Schlüsselrolle bei der Lösung des Streites der Schweizer Banken mit dem jüdischen Weltkongress über verschollene Gelder von Holocaust-Opfern, und auch bei der Gründung der Swissair-Nachfolgegesellschaft "Swiss" zog Gut die Fäden. In den letzten Monaten seines Lebens musste er aber auch die öffentliche Diskussion der Schweiz über die Schuldigen am Untergang der Credit Suisse über sich ergehen lassen, in der bisweilen auch sein Name fiel. Rainer Gut verstarb am 11. Oktober bei bis zuletzt guter Gesundheit im Alter von 91 Jahren.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.