Studie der Uni Hohenheim

Kauderwelsch in der Hauptversammlung

Die Reden der Dax-Vorstandsvorsitzenden auf den Hauptversammlungen werden verständlicher. Die Unterschiede zwischen den Managern sind aber nach wie vor erheblich, wie die Uni Hohenheim feststellt.

Kauderwelsch in der Hauptversammlung

Kauderwelsch in der Hauptversammlung

jh München

Ob die Aktionäre der Baywa verstanden haben, was ihr Vorstandsvorsitzender meinte? „Wir definieren operative Exzellenz in unserem geschäftlichen Handeln. Hierzu gehört auch, unseren Overhead neu zu denken“, sagte Marcus Pöllinger in seiner Rede auf der Hauptversammlung des Agrarhandels- und Energiekonzerns vor zwei Wochen.

Der SDax-Wert Baywa ist allerdings nicht in der Analyse der Universität Hohenheim in Stuttgart enthalten. Das Team um Prof. Frank Brettschneider vom Institut für Kommunikationswissenschaft untersucht seit 2012 ausschließlich, wie verständlich sich die Vorstandschefs der 30, inzwischen 40 Dax-Unternehmen auf ihren Aktionärstreffen äußern. Fachbegriffe und Anglizismen gehören zu den höchsten Hürden auf dem Weg zu glasklaren Aussagen. In dieser Saison stießen die Forscher mit Hilfe einer Analyse-Software auf Protonenaustausch-Membran-Elektrolyseure (BASF), Immunrezeptor-Antagonist (Merck), Distributed-Ledger-Technologie (Commerzbank) und Insurance-Linked-Securities (Hannover Rück).

Weniger Wortungetüme

Den Forschenden fällt jedoch auf: „Die Vorstandsvorsitzenden greifen immer seltener auf komplizierte Fachausdrücke zurück, die höchstens die Fachleute im Publikum verstehen.“ Zudem würden schwierige Begriffe immer häufiger erklärt. Fortschritte gibt es auch an anderer Stelle: „Überlange Sätze werden seltener, immer weniger Reden enthalten zusammengesetzte Wortungetüme.“

An der Spitze der Rangliste ist Telekom-Chef Tim Höttges mit gut verständlicher Sprache inzwischen Dauergast. In diesem Jahr erhielt er von den Hohenheimern 20 von maximal 20 Punkten. Auf Platz zwei mit 19,3 Punkten landet Theodor Weimer (Deutsche Börse), der indes vor kurzem mit einer Wutrede gegen die deutsche Wirtschaftspolitik für Aufsehen sorgte. Mit 19,0 Punkten liegt Oliver Zipse von BMW an dritter Stelle. Zumindest ein Teil des Lorbeers gebührt den Redenschreibern.

Ganz am Ende

An letzter Stelle blieb Rheinmetall-Chef Armin Papperger mit 3,7 Punkten. Seine 2,2 Punkte hatten 2023 einen Negativrekord bedeutet: die formal unverständlichste Rede seit 2012. Nur wenig besser schnitten Belén Garijo (Merck) mit 4,9 Punkten und Hans Dieter Pötsch (Porsche SE) mit 5,1 Punkten ab. Der Durchschnittswert stieg leicht auf 14,3 Punkte.

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