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Reinhold Festge 70

ds - Wer als Lobbyist glaubwürdig sein will, der muss auch mit der eigenen Zunft hart ins Gericht gehen können. Dr. Reinhold Festge, das "Gesicht" des deutschen Maschinenbaus, kann das. "Wenn wir nur bei Hightech bleiben, dann fahren wir vor die...

Reinhold Festge 70

ds – Wer als Lobbyist glaubwürdig sein will, der muss auch mit der eigenen Zunft hart ins Gericht gehen können. Dr. Reinhold Festge, das “Gesicht” des deutschen Maschinenbaus, kann das. “Wenn wir nur bei Hightech bleiben, dann fahren wir vor die Wand”, ist einer dieser Sätze, mit denen er mehr als einmal die Selbstverliebtheit deutscher Maschinenbauer anprangerte. Denn es sei nahezu unmöglich, mit einem deutschen Ingenieur eine Mittelklasse-Maschine zu entwickeln. Oder auch so ein denkwürdiger Satz des deutschen Maschinenbau-Häuptlings: “Man sollte als Mittelständler dankbar dafür sein, dass die Banken die geplanten Investitionen durchprüfen.” Banken haben bei den Maschinenbauern traditionell die Rolle des Prügelknaben.Glaubwürdigkeit ist das größte “Asset”, das den Lobbyisten seit 2013 durch sein Amt als Präsident des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) trägt. Festge kann natürlich auch lautstark und penetrant Steuersenkungen für die Maschinenbauer fordern oder für das Transatlantische Freihandelsabkommen TTIP trommeln, aber da er immer wieder den Mut findet, auch die eigene Branche öffentlich zu kritisieren, haben seine Worte noch etwas mehr Gewicht als ohnehin schon. Mit 1 Million Beschäftigten und gut 200 Mrd. Euro Umsatz sind die rund 6 000 Maschinenbauer das Rückgrat der deutschen Industrie. Bodenständig und weltläufigFestge verkörpert, wie viele Maschinenbauer, eine sehr eigene Mischung aus Bodenständigkeit und Weltläufigkeit. Der gelernte Arzt ist Gesellschafter des Anlagenbauers Haver & Boecker in Westfalen; ein Familienunternehmen in vierter Generation, das sich aus einem Zwölf-Mann-Betrieb zu einem Konzern mit 50 Töchtern entwickelt hat. Festge hat in die Firma hineingeheiratet, seine Frau ist eine geborene Haver. Die Geschäftsführung hat er inzwischen an seine beiden Söhne übergeben, um sich auf die Verbandsarbeit konzentrieren zu können.Die Tätigkeit an der Spitze der Maschinenbau-Lobby macht dem Mittelständler sichtlich Freude. Dass das Amt viele Fernreisen mit sich bringt, steckt er trotz seines Alters gerne weg; an fremden Ländern und Kulturen ist er stark interessiert. Gerade erst war er in Südamerika, Russland und Afrika. Den heutigen Dienstag verbringt Festge aber zu Hause in Oelde und feiert im Kreise der Familie seinen 70. Geburtstag.