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Renault-Chef Ghosn legt sich mit der Politik an

wü - Sie haben beide eine französische Kaderschmiede besucht, sie haben beide ein äußerst ausgeprägtes Selbstbewusstsein und sie sind beide nicht unumstritten. Trotz einer Reihe von Gemeinsamkeiten sind Renault-Chef Carlos Ghosn und Frankreichs...

Renault-Chef Ghosn legt sich mit der Politik an

wü – Sie haben beide eine französische Kaderschmiede besucht, sie haben beide ein äußerst ausgeprägtes Selbstbewusstsein und sie sind beide nicht unumstritten. Trotz einer Reihe von Gemeinsamkeiten sind Renault-Chef Carlos Ghosn und Frankreichs Wirtschaftsminister Emmanuel Macron derzeit nicht besonders gut aufeinander zu sprechen. Nissan verärgertDenn Renaults japanischer Allianzpartner Nissan, an dessen Spitze Ghosn ebenfalls steht, ist es bitter aufgestoßen, dass der französische Staat im Frühjahr seine Beteiligung an dem Autobauer von 15 % auf knapp 20 % erhöht hat. All das gehe zu Lasten Nissans, findet Ghosn, der den japanischen Autobauer einst saniert hat. Denn der Staat wird im nächsten Jahr dank eines neuen Gesetzes automatisch doppelte Stimmrechte bekommen. Dagegen hat Nissan kein einziges Stimmrecht bei Renault.Der Machtkampf, den sich Ghosn deshalb mit Macron liefert, hat sich in den letzten Tagen weiter zugespitzt. Medienberichten zufolge soll der 37-jährige Wirtschaftsminister den Manager bereits seit einiger Zeit dazu drängen, Renault und Nissan zu fusionieren. Macron habe bereits vor Monaten gefordert, dass Ghosn eine Arbeitsgruppe einrichten soll, um die Modalitäten einer Fusion zu erarbeiten, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters. Doch Ghosn habe sich geweigert, da er eine enge Zusammenarbeit im Rahmen einer Allianz vorziehe. Denn er wisse nur zu genau, dass eine Fusion zwischen zwei Autobauern mit unterschiedlichen Kulturen scheitern kann. An Beispielen dafür mangelt es nicht.Will Ghosn in dem Machtkampf mit dem ehemaligen Rothschild-Banker Macron nicht seinen Job riskieren, muss er nun selber schleunigst Vorschläge für eine Konsolidierung machen, meinen Branchenkenner. Dies könnte er bereits in den kommenden Tagen tun, denn nach Informationen der Wirtschaftszeitung “Les Echos” soll der Renault-Chef für Freitag eine außerordentliche Verwaltungsratssitzung einberufen haben, um über die Zukunft der Allianz zu sprechen. Es ist bereits die dritte außerordentliche Verwaltungsratssitzung, seit der Staat im Frühjahr seine Beteiligung erhöht hat. Im GesprächNissan und die Agentur für französische Staatsbeteiligungen sollen in den letzten Tagen mehrmals miteinander gesprochen haben, heißt es in Paris. Denn die Allianz müsse sich weiterentwickeln. Ghosn sei nicht unsterblich, und wenn die beiden Autobauer eines Tages von verschiedenen Managern gelenkt würden, könnte das die Allianz gefährden. Das aktuelle Mandat des in Brasilien geborenen Renault-Chefs endet 2018. Renault wollte die verschiedenen Berichte nicht kommentieren.