Reverter kehrt Media-Saturn den Rücken
ab – Ferran Reverter, der seit über zwei Jahren als CEO die Geschicke der Media-Saturn-Holding (MSH) lenkt, verlässt Ende Juni die Brücke in Ingolstadt. Der 48-jährige Spanier wechselt als CEO zum Fußballverein seiner Heimatstadt, dem FC Barcelona. Vorstand und Aufsichtsrat von Ceconomy hätten sich mit Reverter auf eine einvernehmliche Vertragsauflösung zum 30. Juni verständigt, teilte die MSH-Obergesellschaft mit. Reverters Vertrag wäre noch bis Mitte Oktober 2021 gelaufen.
Den Abgang aus freien Stücken will der neue Aufsichtsratschef von Ceconomy, Thomas Dannenfeldt, zur Vereinheitlichung der Führungsstruktur bei MSH und Ceconomy nutzen. Dieser Prozess sei angelaufen, heißt es. In der Hauptversammlung vor zwei Wochen hatte der scheidende Aufsichtsratschef Jürgen Fitschen erklärt, mit der Suche nach einem Nachfolger für Ceconomy-Chef Bernhard Düttmann begonnen zu haben. Düttmanns Interimsvertrag war im Herbst um zwölf Monate verlängert worden.
Der Prozess sei „weit fortgeschritten“, mit der Suche beauftragt sei die Personalberatung Korn Ferry, hatte Fitschen den Anteilseignern erläutert. Reverter soll sich auf den Posten Hoffnung gemacht haben, denn mit der Beilegung des Gesellschafterstreits und der geplanten Verschmelzung der MSH auf Ceconomy hatte sich abgezeichnet, dass die Doppelstrukturen aufgelöst würden. Wie es jetzt heißt, soll die einheitliche Führung nach Abschluss des komplexen Anteilstauschs etabliert werden.
Ferran Reverter habe in den vergangenen zweieinhalb Jahren „einen außerordentlichen Job als CEO unter schwierigen Bedingungen geleistet“, lobt Dannenfeldt. Er hinterlasse ein gut aufgestelltes und resilientes Unternehmen mit vielen Wachstumschancen. Düttmann, der als CEO von Ceconomy eng mit Reverter zusammengearbeitet hat, sagte: „Ich bedaure aber respektiere seine Entscheidung, denn die neue Aufgabe stellt die Erfüllung eines Lebenstraums für ihn dar.“
Nur einmal im Leben
Auch Reverter kommt in der Pressemitteilung zu Wort. MSH sei mehr als 18 Jahre lang seine berufliche Heimat gewesen. Die Entscheidung sei ihm extrem schwergefallen. „Gleichzeitig kann ich diesen Schritt in der klaren Überzeugung gehen, dass MediaMarktSaturn eine große Zukunft bevorsteht. Die Chance zu haben, die Zukunft des vielleicht größten und berühmtesten Vereins der Welt maßgeblich mitzugestalten, und das in meiner Heimatstadt, in der meine Familie lebt – diese Gelegenheit gibt es nur einmal im Leben.“ Reverter ist keine unumstrittene Führungsfigur, zumal in Ingolstadt in der Vergangenheit gelegentlich verächtlich über die Ceconomy-Chefetage gesprochen wurde. Die dortigen Vorstände würden das operative Geschäft nur vom Hörensagen kennen, nicht aber aus eigener Anschauung – ganz im Gegensatz zu Ferran Reverter.
Der Spanier war 2002 zur deutschen Elektronikhandelsgruppe gestoßen und hatte anschließend die Karriereleiter peu à peu erklommen. 2011 übernahm er als Chief Operating Officer die Verantwortung für die spanische Landesgesellschaft und transformierte sie. Auch der Turnaround in Italien und die Neuausrichtung der Aktivitäten in den Niederlanden werden ihm zugeschrieben. Seit 2015 gehörte er der Geschäftsführung der Media-Saturn-Holding als Chief Operating Officer an, bevor er im Oktober 2018 den Vorstandsvorsitz vom geschassten Pieter Haas übernahm. Den Machtkampf mit Jörn Werner, der als Sanierer von Ceconomy angeheuert worden war, entschied Reverter ein Jahr später zu seinen Gunsten.