Rocket-Alumni und Gründer starten VC-Fonds
Von Stefan Paravicini, BerlinZwei Alumni aus dem Management der Berliner Start-up-Schmiede Rocket Internet, Alexander Kudlich und Ludwig Ensthaler, haben zusammen mit dem Softwareentwickler und Gründer Florian Leibert, der früher unter anderem in den Entwicklungsteams der US-Konzerne Airbnb und Twitter eine herausgehobene Rolle spielte, einen eigenen Venture-Capital-Fonds gestartet. Wie die “Financial Times” am Freitag als Erstes berichtete, haben die drei für ihren Fonds 170 Mill. Euro bei Investoren eingesammelt und wollen vor allem in sogenannte Deep-Tech-Themen wie Machine Learning, künstliche Intelligenz oder Open-Source-Software investieren.Auch der Name des neuen Vehikels, 468 Capital, soll Tiefgang signalisieren. Wie Leibert dem Portal Gründerszene erklärt, steht der Binärwert von 468 nämlich für die Phasen, in die der Fonds investiert. 111010100 steht also für die Phasen 0 bis 1, 1 bis 10 und 10 bis 100 – wobei man annehmen darf, dass es sich dabei jeweils um Mill.-Euro-Tickets handeln soll. Wer jetzt an den Venture-Fonds des milliardenschweren US-Gründers Travis Kalanick denkt, der im Frühjahr 2018 unter dem Namen 10100 an den Start ging, kann sich die Umrechnung dieses Binärwerts ins Dezimalsystem übrigens sparen. Kalanick erinnerte sich bei der Namensgebung einfach an die Adresse des Hauses, in dem er aufgewachsen ist.Die Gründer von 468 Capital wollen sich nicht nur auf heimische Gefilde konzentrieren. Der Schwerpunkt soll aber auf Europa liegen, wie sie der “Financial Times” erklärten. In Deutschland geht der Blick über Berlin hinaus in Richtung Technologiezentren wie Karlsruhe und Aachen, die mit ihren exzellenten technischen Hochschulen das richtige Umfeld für Deep-Tech-Themen bieten und von internationalen Investoren gerne übersehen werden.”Wir sind sehr tief in diesem Umfeld verwurzelt”, sagt Alexander Kudlich, langjähriger Vorstand von Rocket Internet und enger Vertrauter von Rocket-Gründer Oliver Samwer, der kurz vor seinem Abschied von dem Berliner Start-up-Inkubator in diesem Frühjahr noch einen Frühphasen-Fonds für die Samwer-Firma aufsetzte. Ludwig Ensthaler, der von Kudlich zu Rocket Internet geholt wurde, verließ die Firma ebenfalls im März. In den vergangenen Jahren hat er sich vor allem mit einigen Top-Investments des Rocket-Fonds Global Founders Capital in den USA einen Namen gemacht. Der Dritte im Bunde ist Florian Leibert, der unter anderem für Airbnb, ein milliardenschweres US-Vermittlungsportal für Ferienwohnungen und für den Kurznachrichtendienst Twitter Entwicklungsarbeit leistete und später die Softwarefirma Mesosphere gründete, das bei Investoren mehr als 250 Mill. Dollar eingesammelt hat, heute als D2iQ firmiert und zuletzt als mögliches Übernahmeziel von Google gehandelt wurde.”Wir sind nicht nur Teil des europäischen Ökosystems, wir haben es gebaut”, werben die Macher von 468 Capital für ihren Zugang zu den spannendsten Nachwuchsunternehmen in Europa. Zu den ersten Investments zählen die Grafik-App Vectornator aus Karlsruhe. Zu den Investoren des Fonds, der auf Mittel der Förderbank KfW und des Europäischen Investitionsfonds verzichtet hat, zählen eine Reihe deutscher Family Offices, Private-Equity-Gesellschaft und Hedgefonds sowie bekannte Internetunternehmer aus Deutschland, heißt es.