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Ron Sommer 70

hei - Die strahlende Erfolgsgeschichte, die T-Mobile US in den letzten Jahren zum wichtigsten und wertvollsten Asset der Deutschen Telekom gemacht hat, muss Ron Sommer wie eine späte Genugtuung erscheinen. Auch wenn Timing und Kaufpreis - für den...

Ron Sommer 70

hei – Die strahlende Erfolgsgeschichte, die T-Mobile US in den letzten Jahren zum wichtigsten und wertvollsten Asset der Deutschen Telekom gemacht hat, muss Ron Sommer wie eine späte Genugtuung erscheinen. Auch wenn Timing und Kaufpreis – für den damals relativ kleinen US-Mobilfunkbetreiber Voicestream – im Nachhinein unglücklich erschienen und das Engagement für die Telekom zum Milliardengrab wurde, hat sich der Schritt in die USA, den der ehemalige Telekom-Chef im Sommer 2000 auf dem Höhepunkt des Dotcom-Booms unternahm, für den Konzern strategisch dennoch als richtig erwiesen.Die Deutsche Telekom verfügt dort heute über eine wachstums- und ertragsstarke Tochter im größten und lukrativsten Telekommunikationsmarkt der Welt, deren Börsenwert aktuell bei rund 70 Mrd. Dollar liegt, zwei Drittel davon entfallen auf die Beteiligung der Telekom. Jedoch war eine solche Perspektive im Jahr 2002 nach dem Platzen der Dotcom-Blase und dem dramatischen Verfall der T-Aktie schwer zu erkennen. Sommer, der 1995 mit nur 45 Jahren an die Spitze der Telekom rückte und den Staatskoloss an die Börse brachte, wurde vom “Sonnenkönig” zum Buhmann der Nation. Insbesondere beim sogenannten dritten Börsengang der Telekom im Jahr 2000, der mit einer gigantischen Kapitalerhöhung der Finanzierung des Voicestream-Kaufs diente, hatten Millionen von Kleinaktionären ihr Geld verloren. Die T-Aktie rauschte von einem Allzeithoch von 103 Euro im März 2000 auf ein Tief von 8,16 Euro am 16. Juli 2002, dem Tag, an dem Sommer als Telekom-Lenker zurücktrat.Der einst gefeierte Konzernchef, der das Magenta-T auch an der Börse zur Marke gemacht hatte, galt plötzlich als “Totengräber der Aktienkultur” und “Vernichter von Volksvermögen”. Sein Rücktritt nach wochenlangem Kampf war, wie der Manager vor einigen Jahren bekannte, ein schwerer Schlag, von dem er sich selbst zunächst in einer einjährigen Komplettauszeit erholen musste. Der Mathematiker, der im Alter von nur 21 Jahren promovierte, hatte bis dato eine Bilderbuchkarriere erlebt. Nach Stationen bei Nixdorf und Sony war der Sprung an die Telekom-Spitze der Höhepunkt seiner Laufbahn. Sommer galt als ehrgeizig, diszipliniert und durchsetzungsstark, sein Führungsstil wurde von Mitarbeitern indes mitunter als sehr kühl und distanziert empfunden.Der Abschied von Limousine, Leibwächter und Privatjet war für den im israelischen Haifa geborenen Sohn jüdischer Eltern, der am 29. Juli 70 Jahre alt wird, ein schwerer Kulturschock. Seine Frau habe ihn damals das normale Leben gelehrt, erzählte er später: die U-Bahn nehmen, billig fliegen, selbst Auto fahren. Sommer erwarb einen eigenen Pilotenschein und übernahm zeitweise Aufsichtsratsmandate bei Munic Re und Celanese. Der Private-Equity-Gesellschaft Blackstone blieb er als Berater verbunden. Die Telekommunikation ließ ihn nur schwer los. 2009 wurde er noch einmal Vorstand – beim russischen Telekomkonzern Sistema.