Ronaldo Schmitz 75
Von Walther Becker, FrankfurtFast genau 20 Jahre ist es her, dass die existenziellen Schwierigkeiten der Frankfurter Metallgesellschaft (MG) ans Licht kamen. Dann begann der Untergang des einzigen deutschen Rohstoffkonzerns. Nicht zuletzt die persönlichen Auseinandersetzungen zwischen Dr. Heinz Schimmelbusch als Vorstandsvorsitzendem und Dr. Ronaldo Schmitz, dem damaligen Chef des MG-Aufsichtsrates, trugen dazu bei, dass die Situation eskalierte und mit dem Rauswurf Schimmelbuschs endete. Danach wurden die umstrittenen Öltermingeschäfte der MG dilettantisch abgewickelt – die Gesellschaft ging später gänzlich unter. Schimmelbusch ist heute 69, Schmitz wird morgen 75.Schimmelbusch startete später über die USA geschäftlich neu, Schmitz blieb bis 1998 im Aufsichtsrat der MG und schied 2000 altershalber aus dem Vorstand der Deutschen Bank aus. Er ging dann zur Vatikanbank. Das umstrittene Finanzgebaren des Istituto per le Opere di Religione (IOR) sorgt immer wieder für Schlagzeilen. In dessen Aufsichtsrat sitzt der Banker, der manchem in Frankfurt noch bekannt ist.Der im brasilianischen Porto Alegre geborene Deutsche war einst Vorstand der Deutschen Bank und Aufsichtsratschef der Metallgesellschaft. Schmitz war Aufsichtsratsvizepräsident des IOR und seit Anfang Juni 2012 Interimspräsident, bis ihm im Februar 2013 Ernst von Freyberg folgte, der zuvor Close Brothers leitete.Schmitz, 1965 mit einer Arbeit über die Unternehmensführung in der brasilianischen Industrie zum Dr. rer. pol. promoviert, war zunächst bei der Deutschen Treuhandgesellschaft und wechselte dann zu BASF nach Ludwigshafen. 1980 wurde er in deren Vorstand berufen. Als Schmitz 1989 nicht Nachfolger von Hans Albers als Vorstandschef wurde, wechselte er 1990 als Generalbevollmächtigter zur Deutschen Bank, wo er im Jahr darauf in den Vorstand berufen wurde.Bekanntheit erlangte Schmitz aber dann hauptsächlich durch die umstrittene Rolle als MG-Aufsichtsratsvorsitzender während deren existenzbedrohender Krise. Schmitz habe sich, so wurde kritisiert, von persönlichen Animositäten leiten lassen und im Krisenmanagement vor allem zum Wohle der Deutschen Bank und nicht dem der MG agiert. Es wurden Verluste durch die Auflösung der Termingeschäfte realisiert, weil deren Natur offenbar gar nicht verstanden wurde. Unter dem auf dem Ticket der Deutschen Bank nach Frankfurt gekommenen Dr. Karl Josef Neukirchen als Schimmelbuschs Nachfolger wurde der Traditionskonzern immer weiter verkleinert, bis er schließlich in der Bochumer Gea aufging.