Rückversicherer

Rüede übernimmt Problemsparte L&H bei Scor

Philipp Rüede soll die Leitung der Scor-Problemsparte L&H übernehmen. Der französische Rückversicherer wird gerade juristisch von der Vergangenheit eingeholt.

Rüede übernimmt Problemsparte L&H bei Scor

Die neue Strategie für das Sorgenkind umsetzen, lautet die wichtigste Aufgabe von Philipp Rüede, wenn er ab Juni die Leitung der Sparte Life & Health (L&H) von Scor übernimmt. Der 1974 geborene Deutsch-Schweizer tritt bei dem französischen Rückversicherer die Nachfolge von Frieder Knüpling an, der sein Amt als L&H-Generaldirektor bereits im Juli vergangenen Jahres niedergelegt hatte. Wie Scor-Chef Thierry Léger kommt Rüede von Swiss Re, wo er seit 2019 Head Alternative Capital Partners war.

„Philipp wird bei Scor komplementäre Kompetenzen einbringen, die für uns sehr kostbar sind“, erklärte Léger. Er hatte im Dezember auf einem Investorentag in London die überarbeitete Strategie für die L&H-Sparte vorgestellt, nachdem Scor im Sommer wegen ihr eine Gewinnwarnung hatte abgeben müssen. Rüedes Auftrag besteht nun darin, den neuen L&H-Strategieplan umzusetzen, bestehende Policen zu schützen und aufzuwerten sowie die Liquiditätsbeschaffung durch die Sparte zu verbessern. Bei der Vorstellung der Bilanz für 2024 im März hatte Léger gewarnt, dass es drei Jahre dauern dürfte, das Ruder bei dem Problem-Geschäftsbereich wieder herumzureißen. Dabei helfen sollen ein verbesserter Produktmix, höhere Margen im Neugeschäft und Einsparungen.

Juristischer Ärger für Scor

Der künftige L&H-Spartenchef von Scor, der über mehr als 20 Jahre Erfahrung im Banken- und Rückversicherungsgeschäft verfügt, soll auch dem Vorstand Scors angehören. Der Absolvent der französischen Elitehochschule Ecole Polytéchnique und der ETH Zürich hat seine Karriere einst bei der Vontobel-Bank in Zürich begonnen, bevor er zehn Jahre lang für CS First Boston tätig war. Nach einer Zwischenstation bei dem Schweizer Finanzdienstleister Arbillon Capital wechselte er zu Swiss Re Zürich, wo er zunächst für das Rückversicherungs-Kapitalmanagement, später weltweit für strukturierte Lösungen des Bereichs P&C zuständig war.

Der Rückversicherer, der am 29. April sein Hauptversammlung veranstaltet und am 7. Mai die Ergebnisse des ersten Quartals veröffentlicht, wird juristisch gerade von seiner Vergangenheit eingeholt. Zu Beginn des Monats gab er bekannt, dass die französische Justiz gegen ihn als moralische Person im Zusammenhang mit der Übernahme von PartnerRe durch Scors früheren Hauptaktionär Covéa Anklage erhoben hat. Covéa hat PartnerRe 2022 für 7,9 Mrd. Euro von der Agnelli-Holding Exor gekauft. Der langjährige Scor-Chef Denis Kessler hatte vergeblich versucht, dies zu verhindern, da er selber ein Auge auf PartnerRe geworfen hatte.

Torpedierte Akquisition

Der 2023 verstorbene Kessler wird nun verdächtigt, eine Vereinigung unterstützt zu haben, die gegen die Übernahme von PartnerRe vorgehen wollte. Als Covéa Anfang 2022 dabei war; die dafür notwendigen Genehmigungen einzuholen, war die bis dahin laut „Le Monde“ unbekannte Vereinigung für die Erhaltung der genossenschaftlichen Grundprinzipien ASPM auf den Plan getreten. Sie hatte damals Klage eingereicht, um die Akquisition verbieten zu lassen. Covéa hatte mit Gegenklagen wegen falschen Anschuldigungen und Betrug eingereicht. Ermittlungen sollen nach Angaben der linksliberalen Tageszeitung „Libération“ herausgefunden haben, dass Kessler, einer der Covéa-Mitgründer und ein Scor-Verwaltungsrat die ASPM-Vereinigung beauftragt und finanziert haben.

Rüede soll Scors L&H-Sparte leiten

wü Paris
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