Amtswechsel

Ruth Brand übernimmt die Zahlenwelt

Destatis bekommt zum zweiten Mal in der Geschichte eine Chefin: Ruth Brand übernimmt am 1. Januar 2023 die Leitung des Statistischen Bundesamts von Georg Thiel, der in den Ruhestand geht.

Ruth Brand übernimmt die Zahlenwelt

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Dr. Ruth Brand übernimmt zum Jahreswechsel den Chefposten beim Statistischen Bundesamt (Destatis) in Wiesbaden. Traditionsgemäß wird sie damit vom Bundesministerium des Innern (BMI) auch zur Bundeswahlleiterin bestellt. Ihr Vorgänger in beiden Ämtern, Dr. Georg Thiel, tritt mit Ablauf des Jahres 2022 in den Ruhestand.

Die promovierte Wirtschaftswissenschaftlerin begann ihre berufliche Karriere an der Universität Hannover, bevor sie wissenschaftliche Mitarbeiterin bei der Bundesanstalt für Arbeit in Nürnberg wurde. 2001 führte sie der Weg zum ersten Mal ins Statistische Bundesamt. 18 Jahre lang war sie dort in verschiedenen Positionen tätig, so dass sie das Haus „bestens kennt“, wie es bei Destatis heißt. Zuletzt leitete sie über fünf Jahre lang die Abteilung „Gesundheit, Soziales, Bildung und Private Haushalte“. Im April 2020 wechselte sie dann in das Beschaffungsamt des BMI, wo sie zunächst als Direktorin und seit März 2021 dann als Präsidentin umfassende Erfahrungen in der Leitung einer Behörde sammeln konnte. Das Beschaffungsamt ist der größte zivile Beschaffer des Bundes. 2021 betrug das Vergabevolumen 7 Mrd. Euro, wobei knapp drei Viertel auf IT-Dienstleistungen und IT-Technik entfielen.

„Mit ihrer Rückkehr ins Statistische Bundesamt tritt eine erfahrene Statistikerin und Leitungspersönlichkeit an die Spitze der Wiesbadener Behörde“, lobten denn auch die Wiesbadener ihre künftige Chefin. Destatis wird damit ab 1. Januar erstmals seit 1980 wieder von einer Präsidentin geleitet. Die Diplom-Volkswirtin Dr. Hildegard Bartels wurde 1972 als erste Frau in der Bundesrepublik Deutschland mit der Leitung einer Bundesbehörde betraut. Acht Jahre lang, bis zu ihrer Pensionierung 1980, stand sie an der Destatis-Spitze – als bislang erste und einzige Frau.

Thiel hatte im November 2017 seine Amtszeit als elfter Präsident der Wiesbadener Zahlensammler angetreten. Der 1957 in Köln geborene Jurist begann seine berufliche Laufbahn 1988 beim Bundesamt für Zivilschutz. Von 2002 bis 2006 wurde Thiel der erste Präsident des Technischen Hilfswerks (THW), sein Führungsstil war dort allerdings nicht ganz unumstritten. Danach wechselte er zurück ins Bundesministerium des Innern, wo er als ständiger Vertreter der Abteilungsleitung „Verwaltungsmoder­nisierung; Verwaltungsorganisation“ unter anderem für die Bereiche Geoinformation, Statistik, Beschaffungswesen und Einheitliche Behördenrufnummer zuständig war. Im Oktober 2015 übernahm Thiel inmitten der Flüchtlingskrise für ein Jahr die stellvertretende Leitung des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge und wurde zudem zum Destatis-Vize ernannt. Auch in Wiesbaden gab es Medienberichten zufolge immer wieder Kritik an seinem Führungsstil.

Die breite Mehrheit wird Thiel wohl als denjenigen in Erinnerung behalten, der mit seinem Einspruch dafür gesorgt hat, dass in Berlin die Bundestagswahl vom 26. September 2021 wegen etlicher Pannen und Unregelmäßigkeiten zumindest teilweise wiederholt werden muss. Zudem hat er den Zensus coronabedingt zwar ein Jahr verspätet, aber letztlich – laut Pressemitteilung „er­folgreich“ – über die Bühne gebracht. Die Ergebnisse gibt es allerdings erst im November 2023.(Börsen-Zeitung, 16.12.2022)

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