RWE-Chef Markus Krebber bleibt Linkedin-Kommunikationskönig
RWE-Chef hat auf Linkedin die Nase vorn
kro Frankfurt
Die Vorstandsvorsitzenden großer deutscher Börsenunternehmen werden bei ihrer Kommunikation via Linkedin laut einer Studie immer professioneller. Im vergangenen Jahr sei auf der Karriereplattform nicht nur die Zahl der Follower dort aktiver HDax-CEOs stärker gewachsen, heißt es in einer Analyse der Kölner Kommunikationsagentur Palmer Hargreaves. Auch die Publikumsaktivität habe deutlich zugelegt. Für die Studie hat die Agentur die Linkedin-Aktivitäten der 105 CEOs aus dem Dax, MDax und TecDax ausgewertet. 73 von ihnen waren demnach 2023 auf der Plattform registriert, 58 nutzten und pflegten ihr Profil aktiv.
Am erfolgreichsten war dabei, wie schon im Vorjahr, Markus Krebber. Der Chef des Essener Energieversorgers RWE habe als solcher viel zu erklären – etwa die steigenden Energiekosten, strukturelle Lieferengpässe oder auch die Abhängigkeit Europas von ausländischen Märkten. Den Autoren zufolge gelingt ihm dies – auch mithilfe von offensichtlicher redaktioneller Unterstützung – auf „professionelle und vielseitige“ Weise. So nutzen Krebber und sein Team beispielsweise aufwendige Infografiken und würden auch selbst besonders intensiv auf das eigene Netzwerk mit Reposts, Reaktionen und Kommentaren interagieren.
Telekom-CEO bleibt sich treu
Im Ergebnis hat der RWE-CEO die Zahl seiner Follower damit von gut 28.100 im Vorjahr auf nun rund 53.100 steigern können. Zum anderen verbesserte sich auch die sogenannte Audience Activity, also die in Reposts, Reaktionen und Kommentaren gemessene Aufmerksamkeit für die von Krebber gesendeten Inhalte.
Auf Platz 2 landete der schon seit vielen Jahren auf Linkedin omnipräsente Telekom-Chef Tim Höttges. Der CEO, der 2022 noch auf dem dritten Platz lag, nutze die Plattform für seine Führungsarbeit „so selbstverständlich wie kaum ein anderer CEO“, schreiben die Autoren. Inhaltlich betone er dabei vor allem die Bedeutung von Glasfasernetzen und 5G-Technologie.
Mit rund 131.500 Followern ist das Publikum von Höttges als Ergebnis der jahrelangen Linkedin-Aktivitäten zwar weitaus größer als das von Krebber. Doch nahm sich die Wachstumsrate hier im vergangenen Jahr deutlich geringer aus als bei dem RWE-Chef. Daneben erzielte Höttges mit Blick auf die Audience Activity zuletzt auch etwas weniger Aufmerksamkeit für seine Inhalte als Krebber. Zugleich interagierte er selbst in deutlich geringerem Ausmaß mit seinem Netzwerk.
CEOs werden mutiger
Vom zweiten auf den dritten Platz rutschte der Chef des IT-Dienstleisters Nagarro, Manas Human. Er fahre „mit einem unkonventionellen Mix aus persönlichen Ansichten, philosophischen Gedanken und klassischer Unternehmenskommunikation weiterhin eine überragende kommunikative Rendite ein“, heißt es in der Studie. 2023 kam Human auf knapp 10.400 Follower - ein Zuwachs von etwa einem Drittel im Vergleich zum Vorjahr.
Die von den Vorstandschefs auf Linkedin verbreiteten Themen würden generell immer häufiger über die klassische Unternehmenskommunikation hinausgehen, konstatieren die Autoren. So werde vermehrt über gesellschaftliche Herausforderungen oder auch über komplexe geopolitische Ereignisse wie den Angriff der Hamas auf Israel gesprochen – also über Themen, bei denen sich CEOs früher eher noch zurückgehalten hätten.
Dabei würden die Führungskräfte bei bestimmten politischen oder gesellschaftlichen Themen grundsätzlich auch häufiger Stellung beziehen als früher. Dies sei, so die Autoren, das Ergebnis einer zunehmenden Personalisierung der Wirtschaft, in der CEOs immer stärker in den öffentlichen Fokus rückten und somit vor dem Anspruch stünden, „zu relevanten öffentlichen Diskussionen eine konstruktive Haltung einzunehmen“.