Infrastrukturkonzern

Sabrina Benetton verlässt den Verwaltungsrat von Atlantia

Sabrina Benetton verlässt nach nur eineinhalb Jahren den Verwaltungsrat des börsennotierten Infrastrukturkonzerns Atlantia. Mit ungewohnter Offenheit spricht sie selbst von „Unbehagen“, das „beiderseitig“ sei. Es ist wohl auch ein familieninterner...

Sabrina Benetton verlässt den Verwaltungsrat von Atlantia

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Sabrina Benetton verlässt nach nur eineinhalb Jahren den Verwaltungsrat des börsennotierten Infrastrukturkonzerns Atlantia. Mit ungewohnter Offenheit spricht sie selbst von „Unbehagen“, das „beiderseitig“ sei. Es ist wohl auch ein familieninterner Streit um die Strategie des Unternehmens in einer schwierigen Phase.

 Seit dem Einsturz der Autobahnbrücke von Genua unter massivem Druck der Regierung, die 88-prozentige Beteiligung am Autobahnbetreiber Autostrade per l’Italia (Aspi) zu verkaufen, verhandelt Atlantia derzeit mit der mehrheitlich staatlichen Bank Cassa Depositi e Prestiti (CDP). Die CDP will Teile an die Fonds Macquarie und Blackstone abgeben, aber die Mehrheit behalten. Die Vorstellungen über den Preis liegen derzeit aber noch weit auseinander.

Sabrina ist die Tochter des verstorbenen Finanzexperten der Familie Benetton, Gilberto. Sie ist außerdem die Vertreterin eines der vier Familienzweige. Die Regierung macht die Benettons verantwortlich für den Brückeneinsturz, obwohl die juristische Schuld an der Katastrophe bis heute nicht festgestellt wurde. Die Familie, die über ihre Holding Edizione 30% der Anteile von Atlantia kontrolliert, weist die Verantwortung zurück.

Luciano Benetton, 85, der sich vom alten Management distanziert, hat die Zügel wieder deutlich stärker in die Hand genommen. Sein Kurs ist aber familienintern offenbar umstritten. Sabrina Benetton, Jahrgang 1973, soll für die Ablösung des langjährigen Managers und Familienvertrauten Gianni Mion verantwortlich sein und sehr unter dem öffentlichen Druck wegen des Brückeneinsturzes leiden. Die Benettons und die Atlantia-Führung müssen jedoch auch die Interessen der anderen Aktionäre berücksichtigen.

                   (Börsen-Zeitung,