Wirtschaftsweise

Sach­verständigen­rat bald wieder auf Sollstärke

Mit zwei Neubesetzungen wird der Sachverständigenrat für Wirtschaft bald wieder mit fünf Ökonomen komplett sein. Ulrike Malmendier und Martin Werding sollen die vakanten Posten besetzen.

Sach­verständigen­rat bald wieder auf Sollstärke

Von Angela Wefers, Berlin

Die fünf Wirtschaftsweisen sind bald wieder komplett. Nach noch unbestätigten Informationen will das Bundeskabinett an diesem Mittwoch den Weg für die Ökonomen Ulrike Malmendier (Jahrgang 1973) und Martin Werding (Jahrgang 1964) frei machen, um in den Sachverständigenrat zur Begutachtung der wirtschaftlichen Entwicklung einzuziehen. Die Mitglieder werden vom Bundespräsidenten auf Vorschlag der Bundesregierung ernannt.

Der Posten des Freiburger Ordnungsökonomen Lars Feld im Rat der Wirtschaftsweisen ist seit eineinhalb Jahren vakant. Die schwarz-rote Koalition konnte sich nicht auf die Nachbesetzung einigen: Die SPD war gegen eine Erneuerung des Mandats von Feld, die Union lehnte die SPD-Vorschläge ab. Der Posten blieb unbesetzt. Für Feld kommt nun Malmendier. Sie lehrt an der Universität Berkeley in Kalifornien Finance. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Verhaltensökonomie, Unternehmensfinanzierung, Vertragstheorie, Organisationsökonomie und Wirtschafts- sowie Finanzrecht. Malmendier wurde in Bonn in Jura und in Harvard in Betriebswirtschaft promoviert. Sie hat viel beachtete Forschungsergebnisse zur Inflation vorgelegt. Demnach hängen Inflationserwartungen stark vom eigenen Erleben mit stabilen oder stark steigenden Preisen ab.

Im April schied der Wirtschaftsweise und Geldpolitikexperte Volker Wieland vorzeitig auf eigenen Wunsch aus dem Sachverständigenrat aus. Der Spitzenökonom Wieland war auf Vorschlag der Arbeitgeber Mitglied im Rat. Für ihn folgt Martin Werding, der an der Rhein-Ruhr-Universität Bochum einen Lehrstuhl für Sozialpolitik und öffentliche Finanzen hat. Werding gilt ebenfalls als renommiert in seinem Fach. Im Wahljahr 2021 hatte Werding einen Weckruf in Sachen gesetzlicher Rente gestartet. Als Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats beim Bundeswirtschaftsminister wies er in einem Rentengutachten auf die Probleme der Finanzierbarkeit der gesetzlichen Rente bei steigender Lebenserwartung und gleichbleibendem Renteneintrittsalter hin. Kanzlerkandidat Olaf Scholz schmeckte das gar nicht.

Arbeitgeber und Gewerkschaften dürfen jeweils einen Vertreter für den Rat benennen. Auf Vorschlag der Gewerkschaften war Achim Truger (Universität Duisburg-Essen) in das Gremium berufen worden. Weitere Mitglieder sind die Münchner Ökonomin Monika Schnitzer und die Wirtschaftstheoretikerin und Energieexpertin Veronika Grimm, die an der Universität Erlangen-Nürnberg lehrt. Schnitzer ist auf Innovations- und Internationalisierungsstrategien von Firmen spezialisiert.

Der Rat der Weisen war 1963 von Wirtschaftsminister Ludwig Erhard angeregt worden, um Wirtschaftspolitik kritisch zu begleiten. Zuletzt hatte die Viererbesetzung im Rat aber zu einem Patt geführt. Schnitzer und Truger plädierten für stärkere staatliche Kreditfinanzierung, Grimm und Wieland forderten finanzpolitische Disziplin. Auch auf einen neuen Vorsitzenden konnte sich das Gremium seit dem Ausscheiden Felds nicht einigen.