Sam Bankman-Fried muss vor Betrugsverfahren in Gefängnis ausharren
Neue Schlappe für FTX-Gründer
xaw New York
Der Auftakt des Betrugsverfahrens gegen Sam Bankman-Fried steht kurz bevor – diesen muss der Gründer der insolventen Kryptobörse FTX im Gefängnis abwarten. So hat ein US-Berufungsgericht einen Antrag des 31-Jährigen darauf abgelehnt, noch vor Verhandlungsbeginn am 3. Oktober auf freien Fuß gesetzt zu werden, um mit seinen Anwälten einfacher Beweisstücke prüfen zu können. Ein New Yorker Bundesgericht hatte Bankman-Frieds 250 Mill. Dollar schwere Kaution, unter deren Auflagen der Ex-Milliardär im Haus seiner Eltern unter Arrest stand, im August aufgehoben. Der FTX-Gründer wurde darauf in ein Untersuchungsgefängnis in Brooklyn verbracht.
Der Vorwurf von Bundesbezirksrichter Lewis A. Kaplan: Bankman-Fried habe mehrfach versucht, Zeugen zu beeinflussen. So habe er das private Tagebuch von Caroline Ellison, der ehemaligen Chefin der im November 2022 zusammengebrochenen FTX-Schwesterfirma Alameda Research, an die „New York Times“ weitergegeben. Ellison, mit der Bankman-Fried auch privat liiert war, hat sich im Rahmen des Betrugsverfahrens schuldig bekannt und kooperiert mit den Ermittlern.
Vorwurf der Einschüchterung
Durch die Weitergabe ihrer privaten Schriftstücke wollte der FTX-Gründer die Ex-Alameda-CEO nach Ansicht der Richter in einem negativen Licht erscheinen lassen und somit einschüchtern. Zudem habe Bankman-Fried über eine verschlüsselte Messaging-App versucht, einen weiteren potenziellen Zeugen in dem Betrugsverfahren zu kontaktieren.
Die Anwälte des FTX-Gründers argumentierten nun, Bankman-Frieds Kontakte zu Medien seien durch sein Recht auf freie Meinungsäußerung gedeckt. Beim Berufungsgericht stieß dies auf taube Ohren. Die Beschwerden Bankman-Frieds, der unregelmäßige Internetzugang in der Brooklyner Haftanstalt erschwere die Verfahrensvorbereitung, fanden beim Berufungsgericht zuletzt mehr Gehör. Auch Bundesbezirksrichter Kaplan zeigte sich offen dafür, den Ex-Milliardär in ein anderes Gefängnis zu verlegen oder ihm unter starker Überwachung Besuche der Büros seiner Anwälte zu ermöglichen.
Mutmaßlicher Milliardenbetrug
Bankman-Fried muss sich ab dem 3. Oktober zunächst gegen sieben Anklagepunkte verteidigen, darunter Wertpapierbetrug. FTX geriet im November 2022 in Liquiditätsnöte. Zunächst kündigte die nun selbst mit massiven rechtlichen Problemen konfrontierte Konkurrentin Binance eine Übernahme der Kryptobörse an – nahm davon aber Abstand, nachdem sie bei ihrer Due Diligence auf ein Milliarden-Bilanzloch stieß. Am 11. November beantragte FTX in den USA Insolvenz.
Bankman-Fried wurde im Dezember 2022 auf den Bahamas verhaftet. Das US-Justizministerium wirft ihm vor, in großem Stil Kundengelder seiner Handelsplattform missbraucht zu haben, um damit Trades von Alameda zu finanzieren. Neben Ellison haben sich seither drei weitere Spitzenmanager aus Bankman-Frieds Firmenimperium des Betruges schuldig bekannt.
Kryptobörse verklagt Gründer-Eltern
Das neue FTX-Management um den erfahrenen Insolvenzverwalter John J. Ray hat in den vergangenen Monaten indes rund 7 Mrd. Dollar an Vermögenswerten der Kryptobörse ausfindig gemacht, die in großvolumigen Beständen an Cash und Kryptowährungen sowie einem Immobilienportfolio auf den Bahamas steckten. Rund um die FTX-Insolvenz sind neben dem Strafverfahren gegen Bankman-Fried zahlreiche Zivilprozesse anhängig. In der laufenden Woche verklagte die Kryptobörse die Eltern des Firmengründers auf Rückgabe von unrechtmäßig erlangten Mitteln im Millionenwert.
Auch mit Blick auf seine Strategie im Strafprozess erlitt Bankman-Fried am Donnerstag eine neuerliche Schlappe. So schloss Richter Kaplan mehrere Zeugen der Verteidigung von dem Verfahren aus. Die Bankman-Fried-Anwälte planten durch die Befragung dieser sieben Experten wohl aufzuzeigen, dass die Geschäftsbedingungen von FTX eine Verwendung von Kundenmitteln für Investments zugelassen hätten.
Zeugen abgewiesen
Drei der Zeugen lehnte das Gericht aber vollständig ab, da ihre Aussagen laut Kaplan irrelevant sind oder die Geschworenen verwirren könnten. Die vier verbleibenden Experten könnten noch zu Wort kommen – allerdings nur im Rahmen von Gegenargumenten der Verteidigung.
Während Bankman-Fried mit dieser Schlappe ringt, dürfte die Staatsanwaltschaft schon das nächste Verfahren gegen den FTX-Gründer vorbereiten. Ab dem kommenden Jahr sollen vor dem Bundesgericht fünf weitere Anklagepunkte verhandelt werden, darunter Bankbetrug und die versuchte Bestechung chinesischer Beamter, durch die Bankman-Fried angeblich Zugriff auf eingefrorene Trading-Konten in der Volksrepublik erhalten wollte. Insgesamt droht dem FTX-Gründer eine Freiheitsstrafe von über 100 Jahren.