Saniererin mit Lichtblick in sportlicher Krise
Schalke-Saniererin mit Lichtblick in sportlicher Krise
Von Antje Kullrich, Gelsenkirchen
Magere sieben Punkte aus zehn Spielen, Drittletzter der zweiten Liga: Auf Schalke herrscht Krise. Den stolzen Königsblauen droht, nach dem Abstieg aus der Bundesliga im Sommer nach unten durchgereicht zu werden. Die sportliche Situation steht in einem scharfen Kontrast zu den aktuellen Zahlen des Klubs, der sich mit einer Mittelstandsanleihe auch am Kapitalmarkt bewegt. Mitten in der sportlich wohl schwersten Krise der jüngeren Vergangenheit präsentierte Finanzvorständin Christina Rühl-Hamers am Dienstag richtig gute Ergebnisse. „Schalke schreibt erstmalig seit 2018 wieder schwarze Zahlen“, verkündete die seit drei Jahren amtierende CFO bei der Vorstellung der Halbjahresbilanz.
Erstmals wieder Gewinn
Aus 20 Mill. Euro Konzernverlust in der ersten Jahreshälfte des Vorjahres ist 2023 ein Gewinn von 9 Mill. Euro geworden. Denn in den ersten sechs Monaten spielten die Schalker noch in der ersten Liga und nach der Pandemie war auch das Stadion wieder voll. Zudem zeigten sich die ersten Erfolge von Rühl-Hamers, die ihr Ziel, den hoch verschuldeten Traditionsverein finanziell wieder auf eine solide Basis zu stellen, konsequent vorangetrieben hat. Die 47-Jährige, die als Teenagerin selbst als großes Fußball-Talent galt und es als Stürmerin bis ins Junioren-Nationalteam schaffte, arbeitet seit drei Jahren beharrlich an der Sanierung der Schalker Finanzen. Der studierten Diplom-Kauffrau und Wirtschaftsprüferin, die ihre sportliche Karriere verletzungsbedingt früh beenden musste, ist es parallel zum Turnaround auch gelungen, den exorbitanten Schuldenberg zu reduzieren. Hoch ist er aber immer noch.
Ärmelsponsor insolvent
Der unerwartete Überlebenskampf in der zweiten Liga bedeutet jetzt jedoch einen herben Rückschlag in den Budgetplanungen. Denn die Sponsoren im Tabellenkeller bei Laune zu halten, fällt dem Schalke-Vorstand schwer, zudem hat Ärmelsponsor Hülsta Insolvenz angemeldet. Auch die jüngsten Wechsel von Vorstandschef und Cheftrainer dürften die Finanzen zusätzlich belasten. Im Gesamtjahr will der Klub dennoch einen kleinen Gewinn ausweisen, auch wenn die zweite Jahreshälfte allein aller Voraussicht nach rot ausfallen wird.
Viel Tafelsilber
Saniererin Rühl-Hamers, die als Fan von klein auf schon von Vater und Großvater als Kind auf Schalke mitgenommen wurde, muss sich jetzt widerwillig auch mit einem möglichen Szenario dritte Liga beschäftigen. Ganz harte Existenzsorgen dürften sich die Königsblauen und die Investoren der Mittelstandsanleihe jedoch wohl noch nicht machen müssen. Denn der Klub sitzt auf viel Tafelsilber, in Teilen besitzt er das eigene Stadion. Die mit ausfahrbarem Dach ausgestattete multifunktionale Veltins-Arena im Gelsenkirchener Norden, in der auch Popkonzerte und andere Großveranstaltungen stattfinden, dürfte mehr als 20 Jahre nach dem Bau mittlerweile größtenteils abgeschrieben sein. Auch das Catering betreibt Schalke, anders als die meisten Vereine, noch selbst, genauso wie die eigene Vermarktung.
Negatives Eigenkapital
Nicht auszuschließen ist, dass Rühl-Hamers Teile dieser Assets in den nächsten Jahren verflüssigen muss. Die Zinswende dürfte bei den in den kommenden Jahren anstehenden Refinanzierungen auch nicht gerade hilfreich sein. Die Mittelstandsanleihen mit einem Volumen von 50 Mill. Euro sind 2026/27 fällig. Dazu kommen Verbindlichkeiten bei Kreditinstituten über 42 Mill. Euro. Die Schalke-CFO hat noch genug Arbeit vor sich: Das negative Konzerneigenkapital beläuft sich trotz des Halbjahresgewinns noch auf mehr als 100 Mill. Euro.