Sanofi-Chef baut kräftig um
wü – Rund 100 Tage ist es her, dass er sein neues Amt angetreten hat. Paul Hudson hat diese relativ kurze Zeit dafür genutzt, um sich Sanofi und die einzelnen Standorte des französischen Pharmakonzerns gründlich anzugucken und daraus die Konsequenzen zu ziehen. Das Ergebnis davon ist der neue Strategieplan, den der 51-jährige Brite Dienstag während eines Investorentages im amerikanischen Cambridge vorstellte. Der frühere Generaldirektor von Novartis Pharmaceuticals setzt nun das Skalpell bei traditionellen Geschäftsbereichen wie dem Diabetes-Geschäft und Medikamenten zur Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen an, um Sanofi fit für die Zukunft zu machen. Im Diabetes-Geschäft leidet der Pharmariese gerade in den USA unter verstärkter Konkurrenz und großem Preisdruck.Hudson will nun Forschung und Entwicklung neuer Medikamente in beiden Bereichen einstellen und so bis 2022 insgesamt 2 Mrd. Euro einsparen. Hudson hat zudem entschieden, ein experimentelles, unter dem Namen GLP-1 bekanntes Diabetes-Mittel nicht zu lancieren. Der Umbau dürfte vor allem den Standort Frankfurt treffen, fürchten Gewerkschaften. Der Absolvent der Manchester Metropolitan University will nun vor allem auf Wachstumsbereiche wie Onkologie, seltene Krankheiten und die Bluterkrankheit setzen. Impfstoffe und Duxiprent, das bereits gut angelaufene Medikament gegen Hautkrankheiten, will er künftig zu den Schlüsselwachstumsmotoren machen.Hudson hatte bereits am Vortag des Investorentages seine erste Akquisition bekanntgegeben und damit einen Hinweis auf die Richtung gegeben, die er einschlagen will. So will Sanofi das kalifornische, auf Gentherapien für Krebs spezialisierte Biotech-Unternehmen Synthorx für rund 2,5 Mrd. Dollar übernehmen. Obwohl sich dessen Produkte noch in der Entwicklung befinden, ist Hudson bereit, dafür tief in die Tasche zu greifen und einen Aufschlag von 172 % auf den Schlusskurs von Synthorx vom Freitag zu zahlen. Ehemalige Kollegen bescheiden dem neuen Sanofi-Chef, einen guten Riecher für Produkte zu haben.”Wir stellen uns da auf, wo wir denken, dass wir die beste Rendite bekommen – nicht nur in finanzieller Hinsicht, sondern auch in wissenschaftlicher”, sagte er während einer Telefonkonferenz. Seine Ankündigungen kamen bei Investoren gut an, so dass die Sanofi-Aktie Dienstag an der Börse von Paris um 5,9 % auf 86,66 Euro zulegte und damit den größten Kursgewinn innerhalb des CAC 40 verbuchte. Hudson, der im Gegensatz zu seinem Vorgänger Olivier Brandicourt stärker auf Kommunikation setzt, hat auch versprochen, Sanofi für Privatinvestoren transparenter zu machen. “Wenn man innovativ und disruptiv ist, ist man interessant für Investoren”, findet er.Der Sanofi-Chef, der seine Karriere bei GlaxoSmithKline und Sanofi-Synthélabo begann, will sich auf sechs vielversprechende Therapien gegen die Bluterkrankheit, Brustkrebs, multiple Sklerose und seltene Krankheiten konzentrieren. Die bereinigte operative Marge soll bis 2022 bei 30 % liegen und ab 2025 bei mehr als 32 %. Im dritten Quartal betrug sie 32,8 %. Das Geld aus den Einsparungen will Hudson in Wachstumsprojekte investieren. Er will auch den Bargeldmittelzufluss verbessern und diesen im Vergleich zu dem bereinigten Free Cash-flow von 4,2 Mrd. Euro 2018 bis 2022 um rund 50 % steigern.