Commerzbank

Schmittroth bleibt sich treu

Als sie mit 19 ihre Banklehre anfing, wollte sie dafür sorgen, dass all das Geld an die richtige Stelle gelangt. Das habe im Großen und Ganzen geklappt, sagt die Commerzbank-Vorständin Schmittroth.

Schmittroth bleibt sich treu

Von Anna Sleegers, Frankfurt

Sollte ihr der Abschied wehtun, sieht man es Sabine Schmittroth nicht an. Wenige Tage vor ihrer Verabschiedung im Commerzbank Tower sitzt sie bei einem Kännchen Tee im Frankfurter „Café Karin“ und plaudert über ihre Pläne. Nach 38 Konzernjahren will sich die scheidende Personalvorständin der zweitgrößten privaten Bank als Unternehmerin versuchen. „Ab dem 1. Januar bin ich im Handelsregister eingetragen“, sagt sie strahlend.

Mitgegründet hat die Geschäftsführerin in spe das Familienunternehmen Sajos bereits vor Jahren mit ihrem Ehemann Jörg. Aufgrund ihrer beruflichen Verantwortung hielt sie sich bislang jedoch im Hintergrund. Nun ist ihr die Freude anzusehen, etwas Neues aufzubauen. Trainings für Top-Führungskräfte wolle sie anbieten, sagt die Personalerin und ergänzt: „Bitte schreiben Sie nicht Coaching.“ Zumindest in Deutschland hafte dem Begriff immer ein bisschen was von Burnout oder anderen Grenzsituationen an.

„Mir geht es ja aber gerade darum, dass Führungskräfte gar nicht erst in solche Situationen geraten“, sagt die 57-Jährige, die nach eigenen Angaben selbst eine Ausbildung zum zertifizierten Coach absolviert hat. Mit Blick auf die eigene berufliche Tätigkeit war es wohl der großangelegte Stellenabbau, mit dem sich die Commerzbank in den vergangenen zwei Jahren zurück in die Gewinnzone gearbeitet hat, der Schmittroth am ehesten in so etwas wie eine Grenz­situation gebracht hat: „Das ist einfach eine ganz schwierige Sache, unabhängig davon, wie gut das Paket ist, das man den Kolleginnen und Kollegen schnürt.“ Um den Schaden gering zu halten, habe es für alle das Angebot einer umfassende Beratung gegeben, in der es darum gegangen sei, die Stärken und ursprünglichen Neigungen der betroffenen Personen zu identifizieren und von dort ausgehend eine berufliche Zukunftsperspektive zu entwickeln.

Auch die gebürtige Bochumerin hat sich mit ihren ursprünglichen Neigungen beschäftigt – für ihre Abschiedsrede. Obwohl es als spießig galt, wollte die damals 19-jährige Bandgitarristin unbedingt zu einer Bank: „Ich wollte dazu beitragen, dass das viele Geld, das dort bewegt wird, an die richtige Stelle gelangt.“ Diesem „inneren Purpose“, so Schmittroth, habe sie von der Lehre bei der Dresdner Bank bis zur Vorstandstätigkeit treu bleiben können.

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