Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie: Patrick Harvie (48) und Lorna Slater (45) sind die ersten Grünen, die es in Großbritannien an die Schalthebel der Macht geschafft haben. Während Caroline Lucas (60) seit Jahren als einzige grüne Abgeordnete im britischen Unterhaus sitzt, kam Schottlands Regierungschefin Nicola Sturgeon nach den jüngsten Regionalwahlen nicht umhin, die Co-Chefs der schottischen Grünen in Amt und Würden zu hieven. Die Nationalisten brauchen die Abgeordneten der Partei als Mehrheitsbeschaffer für ihre Unabhängigkeitspläne. Harvie ist ein großer Befürworter des nationalen Alleingangs. Der überzeugte Republikaner sprach sich außerdem dafür aus, die Queen durch ein demokratisch legitimiertes Staatsoberhaupt zu ersetzen. Harvie ist zudem ein Veteran der Antikriegsbewegung CND (Campaign for Nuclear Disarmament). Der Fahrradfan, der nach seiner Wahl ins Regionalparlament 2003 der erste offen bisexuelle schottische Abgeordnete war, zeichnet fortan als Staatssekretär für Themen wie Null­emissionsgebäude, Energieeffizienz und Mieterrechte verantwortlich.

Die gebürtige Kanadierin Slater engagierte sich vor dem Unabhängigkeitsreferendum 2014 ebenfalls auf Seiten der Nationalisten. Als sie zur Jahrtausendwende nach Schottland kam, wollte sie ursprünglich zwei Jahre lang Europa bereisen. Sie entschied sich dann aber zu bleiben und arbeitete in der Erneuerbare-Energien-Branche. Nach mehreren Anläufen wurde sie dieses Jahr ins Regionalparlament gewählt. Slater wird im schottischen Finanzministerium für Themen wie grüne Qualifikationen, Kreislaufwirtschaft und Biodiversität zuständig sein.

Anders als ihre deutschen Namensvettern sind die britischen Grünen nicht zur Partei der Mitte geworden. Sie vertreten weiter radikale Positionen und stehen den sozialen Bewegungen nahe, aus denen sie kommen. Lucas vertritt in Westminster den Wahlkreis Brighton Pavilion. In dem Seebad kann sie auf die Unterstützung studentischer Wähler zählen.