Scor-Chef Rousseau nimmt den Hut
Von Gesche Wüpper, Paris
Dass es zuletzt Spannungen gegeben hatte, war bekannt. Dennoch sorgte die Nachricht von , Generaldirektor Laurent Rousseau nehme nach nur 18 Monaten wieder den Hut, für einen Paukenschlag. Bereits seine Berufung war eine Überraschung, da eigentlich jemand anderes für den Posten vorgesehen war. Der 1978 geborene Rousseau war bis dahin stellvertretender Generaldirektor von Scor Global P&C gewesen. Vorstandsmitglied François de Varenne ist nun Interims-Chef, bevor Thierry Léger im Mai offiziell die Nachfolge Rousseaus antritt. Der 1966 geborene Manager war bisher Chief Underwriting Officer bei Swiss Re. Nach dem Studium an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich und der Universität Sankt Gallen hatte er seine berufliche Karriere bei WGG Engineers begonnen.
Damals wie heute war der frühere Scor-Chef Denis Kessler eine der Schlüsselfiguren der Turbulenzen. Er steht an der Spitze des Verwaltungsrates, muss nach einer Anhebung der Altersgrenze um zwei Jahre jedoch spätestens 2024 aufhören. Eigentlich hatte der frühere Stabschef von Ex-Premierminister Édouard Philippe, Benoît Ribadeau-Dumas, 2022 auf Kessler als Generaldirektor folgen sollen. Doch die für Banken und Versicherungen zuständige Aufsicht ACPR soll verlangt haben, dass er mindestens ein Jahr für den Rückversicherer hätte arbeiten müssen. Da Kessler dann 2021 aus persönlichen Gründen die operative Geschäftsführung früher als geplant abgab, übernahm sein ehemaliger Büroleiter Rousseau das Ruder.
Die Beziehungen zwischen Rousseau und Kessler sollen sich im vergangenen Jahr immer weiter verschlechtert haben, da Scor in die roten Zahlen rutschte. Statt wie geplant eines neuen Strategieplans präsentierte Rousseau im November Notfallmaßnahmen. Zu den Aufgaben des künftigen Scor-Chefs gehört es nun nach Angaben des Rückversicherers, einen verbindlichen und ehrgeizigen Strategieplan zu erarbeiten, dessen Ausrichtung er bereits auf der Hauptversammlung 2023 vorstellen soll.