Fussball-Finanziers

Ohne Hankammers geht nichts bei Wehen Wiesbaden

Seit 1979 ist die Familie Hankammer beim SV Wehen Wiesbaden engagiert, dem in der vergangenen Saison der Wiedereinzug in die 2. Bundesliga gelang.

Ohne Hankammers geht nichts bei Wehen Wiesbaden

Ohne Hankammers geht nichts bei Wehen Wiesbaden

Von Lisa Schmelzer, Frankfurt

Seinem Vater Hans haben die Medien einst den Spitznamen „Abramowitsch vom Dorf“ verpasst. Damit fremdelt Sohn Markus Hankammer zwar, den Fußballverein Wehen Wiesbaden unterstützt er aber, wie einst der Vater. Ohne die Familie, der der Weltmarktführer für Wasserfilter, die Brita GmbH aus Taunusstein, gehört, würde der Verein heute vermutlich nicht in der 2. Bundesliga spielen. Mit Roman Abramowitsch, der einst beim FC Chelsea die Fäden gezogen hat und bis zu seinem unfreiwilligen Ausstieg 2022 insgesamt 1 Mrd. Dollar investiert haben soll, will man aber unabhängig vom russischen Oligarchen-Hintergrund nicht verglichen werden: „Abramowitsch hat den FC Chelsea als etablierten Verein gekauft. Der SV Wehen Wiesbaden hingegen ist mit meinem Vater und dem Unternehmen Brita gewachsen und aus der A-Klasse zu einem Profiverein herangereift“, hat Markus Hankammer mal in einem Interview mit der Plattform "Wiesbaden lebt" gesagt.

Es sei aber richtig, dass der Verein von der langjährigen Partnerschaft profitierte. „Aber es ist eben ein Geben und Nehmen. Wichtig ist, dass wir einen Weg gefunden haben, gemeinsam und nachhaltig an unseren Zielen und Träumen zu arbeiten. Das führt auch dazu, dass wir im Verein ein Umfeld gefunden haben, in dem wir alle an einem Strang ziehen können.“ Markus Hankammer (Jahrgang 1968) ist seit 2010 Präsident des SV Wehen Wiesbaden, als Nachfolger seines 2016 verstorbenen Vaters.

In der E-Jugend

Die SV Wehen 1926 Wiesbaden GmbH, so der vollständige Namen, ist ein Fußballunternehmen, in das im Sommer 2008 die Lizenzspielerabteilung und das Nachwuchsleistungszentrum des Sportvereins Wehen 1926 – Taunusstein e.V. aus dem Taunussteiner Stadtteil Wehen ausgegliedert wurde. An der GmbH sind zu 90% eine Tochtergesellschaft der Hanvest Holding (Familie Hankammer) und zu 10% der eingetragene Verein beteiligt, der die Stimmenmehrheit innehat. Das Stammkapital beträgt 2,5 Mill. Euro.

Heinz Hankammer war 1979 als Hauptsponsor und Präsident eingestiegen. Hankammer Junior kickte damals in der Jugend des SV Wehen. „Mein Vater hatte seinerzeit mit Fußball nichts am Hut. Er war nie Fußballer oder ein Sportler. Aber er war jemand, der das, was er angefangen hat, erfolgreich machen wollte. Und so ist er über die E-Jugend zum Fußball gekommen“, erinnert sich Markus Hankammer. Seit Beginn der 80er Jahre habe sich zwischen der Familie, der Firma Brita und dem SV Wehen eine enge Verbindung entwickelt, die bis heute fortbesteht. Die eng mit dem Engagement der Hankammers verbundene Entwicklung des Vereins gipfelte in der Spielzeit 2006/07 im erstmaligen Einzug in die 2. Bundesliga. In der vergangenen Saison gelang Wehen Wiesbaden nach einigen Jahren Abstinenz zum dritten Mal der Aufstieg ins Oberhaus der Liga, derzeit rangieren die Hessen auf Tabellenplatz 13. Gerade die Zeit in der 3. Liga gilt finanziell als Herausforderung, weil die Kosten ähnlich hoch sind wie in der Bundesliga, aber die Einnahmen weniger üppig ausfallen.

Eigentümer der Brita-Arena

Vor einigen Jahren sagte Hankammer in einem FAZ-Interview, dass der Verein eine „relativ hohe Abhängigkeit“ von ihm und dem Familienunternehmen aufweise. Brita tritt zudem als Hauptsponsor auf und ist Namensgeber des Wiesbadener Stadions, das nach dem ersten Bundesliga-Aufstieg gebaut wurde. Anteilsverkäufe seien nicht geplant, hatte der Vereinspräsident damals betont. Die Hanvest Holding ist über eine Tochtergesellschaft auch Eigentümerin der Brita-Arena. Der Stadionbau belastete den Verein mit Verbindlichkeiten von etwa 15 Mill. Euro. Nach der Ausgliederung verkaufte der e.V. das Stadion an die Hanvest-Tochter Stadion Berliner Straße GmbH, diese vermietet es seither an die SV Wehen 1926 Wiesbaden. Dadurch sei der e.V. „im Prinzip schuldenfrei“ geworden. Der Verein hat laut Hankammer große Fortschritte gemacht, was die Einnahmesituation im Sponsoring-Bereich angeht. Das mache den Verein unabhängiger, ändere aber nichts an der Verbundenheit zu Brita.

Auf dem Fußballplatz dabei ist Vereinspräsident Hankammer häufig, die eigene einst in Wehen gestartete Kicker-Karriere hat der Manager, der seit 1999 auch die Brita GmbH mit einem Jahresumsatz von 664 Mill. Euro (2022) führt, längst aufgegeben. Für eine Profi-Karriere sei er „weder mit ausreichend Talent gesegnet, noch hatte ich den nötigen Ehrgeiz. Bis in die fünfte Liga hat das noch funktioniert, aber darüber hatte ich keine Chance“, hat er in einem Interview zugegeben.