Millionen-Paket

Shanahan kassiert gleich, Calhoun vielleicht später

Nachdem Pat Shanahan Spirit an Boeing verkauft hat, nimmt er seinen Hut und wird dafür fürstlich entlohnt.

Shanahan kassiert gleich, Calhoun vielleicht später

Geldsegen für Mr. Fix-it
nach dem Spirit-Verkauf

Von Lisa Schmelzer, Frankfurt

Patrick Shanahan (62), CEO des Flugzeugbau-Zulieferers Spirit AeroSystems, wird mit einem goldenen Handschlag bei dem Unternehmen verabschiedet. Er erhält ein Paket im Wert von 28,5 Mill. Dollar, wie aus einem Bericht hervorgeht, aus dem Reuters zitiert. Shanahan erhält demnach eine Barzahlung von 2,3 Mill. Dollar, umgewandelte Spirit Restricted Stock Units im Wert von 26,1 Mill. Dollar sowie Vergünstigungen und Vorteile im Wert von 45.000 Dollar. Der Manager verliert seinen Job, weil er die Firma an seinen früheren Arbeitgeber Boeing verkauft hat.

Der US-Luftfahrtkonzern hatte sich im Juli bereit erklärt, Spirit AeroSystems für 4,7 Mrd. Dollar in Aktien zurückzukaufen, Konkurrent Airbus übernimmt die verlustbringenden europäischen Aktivitäten des Zulieferers. Der Gesamtwert der Boeing-Spirit-Transaktion beläuft sich auf etwa 8,3 Mrd. Dollar, einschließlich der zuletzt gemeldeten Nettoverschuldung von Spirit in Höhe von 3,6 Mrd. Dollar.

Zurück ins Mutterhaus

Boeing will mit der Übernahme Qualitätsprobleme bei seinem Flugzeug Boeing 737 Max in den Griff bekommen. Der US-Konzern macht Spirit dafür mitverantwortlich, da der Zulieferer unvollständige oder fehlerhafte Teile geliefert haben soll. Kritiker werfen Spirit vor, das Unternehmen habe den Fokus auf Kostensenkung gelegt und dabei die Qualität vernachlässigt - wobei der Kostendruck auch entstand, weil Boeing die Preise immer weiter gedrückt haben soll.

Spirit gehörte schon einmal zu Boeing, war aber 2005 abgespalten worden und beliefert auch andere Flugzeugbauer wie Airbus. Die Idee hinter der Abspaltung vor fast 20 Jahren war, den Konzern zu verschlanken und durch Verlagerung von Aktivitäten an Zulieferer Geld zu sparen. Branchenkenner sehen in dieser Vorgehensweise einen der Hauptgründe dafür, dass Boeing in den vergangenen Jahren in die Krise geschlittert ist. Das Management habe den Fokus zu stark auf Shareholder-Value gelegt und dabei die Qualitätssicherung aus dem Auge verloren.

Minister unter Trump

Shanahan, der vor seinem Spirit-Job auf eine 30-jährige Karriere bei Boeing zurückgeblickt hat und sich dort den Spitznamen „Mr. Fix-it“ erarbeitet hatte, wurde im vergangenen Jahr von Spirit explizit an die Spitze des Unternehmens gesetzt, um die Qualitätsmängel auszubügeln. Die Verwaltungsräte beider Unternehmen setzten große Hoffnungen in den am renommierten Massachusetts Institute of Technology ausgebildeten Ingenieur, weil dieser bei Boeing unter anderem bei der Bewältigung einer Krise um den 787 Dreamliner im Jahr 2013 eine Schlüsselrolle gespielt hatte. Bei Spirit soll Shanahan Vieles zum Besseren gewendet haben, allerdings zeichnete sich auch schnell ab, dass das Unternehmen am Ende wieder bei Boeing landen würde.

Der 62-jährige Manager galt zwischenzeitlich auch als möglicher Nachfolger von Dave Calhoun an der Boeing-Spitze. Dort hat er allerdings den Kürzeren gezogen, vor wenigen Tagen hat Kelly Ortberg das Amt übernommen. In der Amtszeit von Donald Trump als US-Präsident war Shanahan zeitweise stellvertretender Verteidigungsminister des Landes.

Ex-Boeing-Chef kassiert auch

Auf Ex-Boeing-CEO Calhoun könnte übrigens auch ein Geldregen zukommen, wenn sein Nachfolger Ortberg erfolgreich ist. Denn Calhoun hält US-Medienberichten zufolge 175.435 Aktien-Optionen, die derzeit unter Wasser sind. Würde der Aktienkurs um 37% steigen, könnte das Calhoun über 45 Mill. Dollar bringen, rechnen Analysehäuser vor, die die Berichte zitieren.

Calhoun saß seit dem Jahr 2009 im Boeing-Vorstand und übernahm das Amt des Vorstandsvorsitzenden schließlich im Oktober 2019. Bis die Millionen fließen, muss Calhoun aber Geduld haben. Das gilt auch für zwei Nasa-Astronauten, die aufgrund von Problemen mit dem Boeing-Raumschiff „Starliner“ derzeit auf der Internationalen Raumstation (ISS) festsitzen. Am Ende könnten sie für ihren Rückflug auf Elon Musks Firma SpaceX angewiesen sein – ein schlimmeres Armutszeugnis für den Boeing-Konzern könnte es kaum geben.

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